KOMMENTAR: STEFFEN GRIMBERG ÜBER BEZAHLPFLICHT IM NETZ
: Ein längst überfälliger Sinneswandel

Der Schritt von Springer richtig. Fragt sich nur, ob das Geld wirklich hereinkommt

„Es ist, was es ist, sagte die Selbstverständlichkeit“, könnte man in Anlehnung an Erich Fried zur Einführung von Springers Bezahlpflicht im Internet sagen: Journalismus ist nicht zum Nulltarif zu haben, guter, engagierter schon gar nicht.

Der sich jetzt ankündigende Sinneswandel der verschlafenen Branche ist längst überfällig: Da hatten Deutschlands Verleger über viele Jahre höchst aufwändige Abwehrschlachten gegen gedruckte Gratiszeitungen geführt und sich sonst noch was darauf eingebildet, dieses Genre dann außer Landes gedrängt zu haben.

Doch im World Wide Web gab es alles – und gibt es das Meiste bis heute – für lau. Die virtuelle Gratiszeitung ist längst Realität, subventioniert aus den ja immer noch ganz passablen Umsätzen der gedruckten Urform der Gattung Tageszeitung. Manch ein Haus schmiss größenwahnsinnig sogleich auch noch das komplette Archiv „für umme“ hinterher.

Von daher ist der Schritt von Springer richtig. Fragt sich nur, ob das Geld in halbwegs passabler Höhe wirklich hereinkommt. Und ob es auch denen zugute kommt, die es verdienen: Den Redaktionen nämlich.

Die Online-Euros dürfen nicht dazu dienen, die jüngsten Anzeigenausfälle abzufedern und die Renditen für Gesellschafter und Aktionäre zu schönen.

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