KOMMENTAR: SVEN-MICHAEL VEIT ÜBER DIE FISCHEREI IN DER NORDSEE
: Kaum mehr als eine Gnadenfrist

Der Fangstopp für Haie in der Nordsee ist gut, ist richtig – und lange überfällig

Gute Nachrichten über die Fischereipolitik der Europäischen Union sind in etwa so selten wie Pottwale in der Ostsee. Und wenn doch so einmal pro Jahrzehnt ein Fünkchen Hoffnung in Brüssel aufglimmt, sollte dies gewürdigt werden. Der Fangstopp für Haie in der Nordsee fällt in diese Kategorie: Das ist gut, das ist richtig – und das ist lange überfällig.

Vor allem deshalb, weil die Knorpelfische sehr spät geschlechtsreif werden. Die Reproduktionszyklen aller Haie sind so lang, dass sie extrem anfällig für Überfischung sind. In Nordsee und Nordostatlantik sind die Bestände binnen 100 Jahren auf etwa ein Zehntel geschrumpft. Der Fangstopp mithin kommt in letzter Minute.

Dennoch ist die Fischereipolitik der EU weiterhin auf Ausbeutung ausgerichtet. Haie sind wirtschaftlich von geringer Bedeutung, auf sie lässt sich leicht verzichten. Bei Kabeljau oder Scholle sieht das ganz anders aus. Und deshalb sind die jetzigen Reduzierungen der Fangquoten für diese Fische kaum mehr eine Gnadenfrist.

Die Fangmengen für Makrelen waren vor einem Jahr um ein Drittel erhöht worden, exakt diese Marge wird jetzt zurückgenommen: Das ist keine nachhaltige Fischerei, sondern das Eingeständnis verfehlter Politik.

Die Plünderung der Meere muss aufhören, so lange es noch Fische gibt. Danach würden auch Fangverbote überflüssig.