Das Ende der Schillerlocke

FISCHFANGQUOTEN Die EU-Kommission beschließt einen Fangstopp für Dorn- und Heringshaie in der Nordsee. Die Quoten für Kabeljau, Hering und Makrele werden gekürzt. 90 Prozent der Bestände sind überfischt

Einen Fangstopp für Dorn- und Heringshaie in der Nordsee hat die Europäische Union erlassen. Darauf einigten sich die Fischereiminister der EU-Staaten am Mittwochmorgen nach nächtlichen Verhandlungen. „Das ist ein herausragendes Ergebnis“, freut sich Karoline Schacht, Fischereiexpertin der Umweltstiftung WWF in Hamburg.

Beide Haiarten sind stark überfischt und vom Aussterben bedroht. Der Bauchlappen des Dornhais wird als geräucherte Schillerlocke angeboten, Heringshaie landen als See-Aal oder Seestör auf dem Teller, als Fish and Chips in Tüten sowie in Tiefkühlmenüs und Katzenfutter.

Nach dem Brüsseler Beschluss dürfen Fischer in der Nordsee zunächst nur 65 Prozent der Makrelen-Menge dieses Jahres fangen. Die Fangquoten für Hering werden um 20 Prozent gekürzt, die für Kabeljau, Schellfisch und Seezunge um 15 bis 35 Prozent.

Die Einigung ist vorläufig, da noch ein Abkommen mit Norwegen über die gemeinsam bewirtschafteten Bestände aussteht. Die EU muss die Fangquoten für 2010 unter anderem für die Makrele deshalb noch endgültig festlegen.

Für die Ostsee waren die Fangquoten bereits am 20. Oktober festgelegt worden. Danach sinken die Fangmengen für Hering um 16,5 Prozent, dafür steigen die Quoten für Dorsch um bis zu 15 Prozent. Die Quoten für Sprotten in der Ostsee werden um fünf Prozent gekürzt, ebenso beim Lachs. Schollen dürfen im nächsten Jahr im gleichen Umfang gefischt werden.

In europäischen Meeren gelten fast 90 Prozent der Bestände als überfischt, die Populationen beliebter Speisefische wie Kabeljau oder Thunfisch stehen am Rande des Kollapses. Der WWF, Greenpeace und andere Meeresschutzverbände fordern deshalb, die alljährliche Quotenregelung durch Mehrjahrespläne zu ersetzen. Verbraucher sollten ausschließlich Fisch aus nachhaltiger Fischerei – erkennbar am MSC-Siegel des „Marine Stewardship Council“ – kaufen.

SVEN-MICHAEL VEIT

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