Landhaus Gerhus wird soziale Einrichtung

FASSBERG Eine Betreiberin sozialer Einrichtungen bekommt bei der Zwangsversteigerung des maroden Hotels den Zuschlag und möchte dort ein Heim für seelisch Kranke mit bis zu 40 Arbeitsplätzen einrichten

Die Investorin hatte das Mindestgebot um gerade einmal 50 Cent überboten

Nach viel Wirbel um die Kaufinteressen des inzwischen gestorbenen rechtsextremen Anwalts Jürgen Rieger ist das marode Landhotel Gerhus bei Faßberg am Mittwoch versteigert worden. Eine Betreiberin sozialer Einrichtungen erhielt im Amtsgericht Celle mit einem Gebot von 525.808 Euro den Zuschlag. Sie will die Immobilie zu einem Heim für seelisch Kranke umbauen und in Faßberg bis zu 40 Arbeitsplätze schaffen. Neonazis hatten den Gasthof im Juli dieses Jahres besetzt und für breiten Widerstand in der 7.000-Seelen-Gemeinde gesorgt.

Faßbergs Bürgermeister Hans-Werner Schlitte (parteilos) sagte, er sei erleichtert über den Ausgang der Zwangsversteigerung und sehr froh, dass das Landhotel nicht in die Hände von Rechtsextremisten falle. Die Investorin Brigitte Friedrich, die das Mindestgebot um gerade einmal 50 Cent überboten hatte, zeigte sich am Ende der Versteigerung ebenfalls zufrieden. Schließlich hatte sie vor der Auktion noch 750.000 Euro für die Immobilie zahlen wollen. Die Eigentümerin hatte das Angebot aber ausgeschlagen und auf den inzwischen gestorbenen rechtsextremen Anwalt Rieger gesetzt. Dieser wollte nach eigenen Angaben 1,2 Millionen Euro für das Hotel zahlen und es als rechtes Schulungszentrum nutzen.

Friedrichs Gebot blieb während der halbstündigen Versteigerung das einzige. Angehörige der rechtsextremen Szene beteiligten sich nicht. Da dies aber befürchtet worden war, gab es verschärfte Sicherheitskontrollen im Celler Amtsgericht. Vor dem Gebäude hatten sich rund 20 Menschen versammelt, um mit einer Mahnwache gegen Neonazis zu demonstrieren.

Bürgermeister Schlitte verwies auf die Chance, die ein Heim für seelisch Kranke der Region biete. „Das schafft Arbeitsplätze, und die Gemeinde erzielt Gewerbesteuereinnahmen.“

Friedrich will bis zu 70 seelisch kranke Menschen in dem ehemaligen 78-Betten-Hotel unterbringen. Dazu müsse aber ein großer Teil des Gebäudes abgerissen werden. Zusätzlich zu den 40 neuen Jobs bringe die Investition auch Aufträge für regionale Handwerksbetriebe.  (dpa)