Aufschub im Gastschüler-Streit

BILDUNG Schleswig-Holsteiner SchülerInnen dürfen vorerst weiter Hamburger Schulen besuchen

Seit dem Sommer streiten sich Hamburg und Schleswig-Holstein um die „Gastschüler“ – Kinder, die in einem Bundesland leben, aber im benachbarten eine Schule besuchen. Kurz vor der Weihnachtspause gibt es zwar keine Lösung, aber immerhin einen Aufschub: Das alte Abkommen, das Hamburg im Sommer einseitig gekündigt hatte, soll bis Ende 2010 weiterlaufen. Diese Frist wollen beide Länder nutzen, um eine dauerhafte Lösung zu finden. „Der Druck ist nun erstmal raus“, sagte Thomas Schunck, Sprecher des Kieler Bildungsministeriums. „Es wäre nicht vertretbar gewesen zu verhandeln, während die Familien nicht wissen, wohin sie ihre Kinder schicken können.“

Schleswig-Holstein zahlt zurzeit 8,5 Millionen Euro pro Jahr Kompensation für die Landeskinder, die in Hamburg zur Schule gehen. Die Hamburger Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL) bezifferte die tatsächlichen Kosten aber zunächst mit mehr als 24 Millionen Euro; inzwischen ist von 30 Millionen Euro die Rede. „Das ist die Summe, die sich aus der Zahl der Kinder und den Kosten pro Kopf ergibt“, bestätigte Brigitte Köhnlein, Sprecherin der Hamburger Bildungsbehörde, der taz.

Mehr als 6.000 Mädchen und Jungen aus Schleswig-Holstein besuchen Schulen in der Hansestadt. Im Gegenzug pendeln nur rund 750 Kinder aus der Großstadt ins Umland. Die Hamburger Behörde geht von einem Netto-Zahl von 5.568 Mädchen und Jungen zu Ungunsten von Hamburg aus.

Schleswig-Holstein bezweifelt diese Berechnung. Das von Ekkehard Klug (FDP) geführte Bildungsministerium will ein neues Paket schnüren, in dem stärker berücksichtigt wird, wie viele Hamburger Kinder in Heimen im Umland untergebracht sind.

Der Streit trifft besonders die Privatschulen: Fast ein Drittel der Bildungspendler – 1.785 Kinder – gehen auf Privatschulen, vor allem Waldorf-Einrichtungen. Einige von ihnen stünden ohne den Zustrom aus dem Umland vor der Pleite. ESTHER GEISSLINGER