Geldsorgen der Sieger beim NDR: Wer hat Angst vorm Songcontest?

NDR-Intendant Lutz Marmor fürchtet die Kosten, die mit dem Gesangswettbewerb im kommenden Jahr auf seinen Sender zukommen. Wo die Show stattfindet, ist offen: Hamburg, Hannover und Berlin drängeln.

Das beste am Norden ist derzeit Lena Meyer-Landrut. Aber ob der NDR sich ihren Erfolg leisten kann ist fraglich. Bild: dpa

Der Sieg der Abiturientin Lena Meyer-Landrut beim Eurovision Song Contest in Oslo bereitet NDR-Intendant Lutz Marmor nicht nur Freude. "Lena hat mit ihrer besonderen Art ganz Europa bezaubert", ließ er zwar noch am Samstagabend aus dem fernen Hamburg ausrichten. Und bei der gemeinsamen Pressekonferenz am Montag hob er beide Daumen und versprach: "Wir wollen ein perfekter Gastgeber sein."

Genau da aber liegt das Problem. Nach den Regeln des europäischen Gesangswettbewerbs wird das Finale immer im Land des letztjährigen Gewinners ausgetragen. 2011 wäre das Deutschland, und Ausrichter ist innerhalb der ARD Marmors NDR: "Wir müssen mit erheblichen Kosten rechnen", schwante es Marmor schon bei der Pressekonferenz, die nicht in Hamburg, sondern in Köln abgehalten wurde. Dort sitzt mit Brainpool die Produktionsfirma von Lenas Mentor Stefan Raab, der die Pressekonferenz mit seinen Witzen klar dominierte.

24 Millionen Euro soll das norwegische Fernsehen laut der Londoner Financial Times für das Finale des Gesangswettbewerbs in Oslo ausgegeben haben. Für den NDR, der bis 2012 rund 50 Millionen Euro einsparen will, ist das viel Geld. Marmors Vorschlag: Dann müsse eben "die gesamte ARD ran".

Der Norddeutsche Rundfunk hat seinen Sitz in Hamburg.

Weitere Landesfunkhäuser gibt es in Kiel, Hannover und Schwerin.

Weitere Studios befinden sich in Braunschweig, Göttingen, Lüneburg, Oldenburg, Flensburg, Heide, Lübeck, Norderstedt, Greifswald, Neubrandenburg und Rostock.

Der Marktanteil Fernsehen 2008 lag bei 7,3 Prozent im Sendegebiet.

Der Stellenplan 2008 verzeichnete 3.520,5 Planstellen.

Intendant des NDR ist der 56-jährige Lutz Marmor.

Auch nach dem Grand Prix wollen NDR und ProSieben ihre Zusammenarbeit fortsetzen.

Obwohl der NDR bei der Ausstrahlung des jetzigen Finales eine Traum-Einschaltquote von 49,1 Prozent erreichte, habe der Sender dabei nichts verdient, heißt es aus der Hamburger Zentrale: "Das Erste zeigt nach 20 Uhr keine Werbung. In den Dritten Programmen läuft überhaupt keine Werbung." Auch bei der Ausrichtung im nächsten Jahr "wird der NDR kein Geld verdienen", so Pressesprecherin Iris Bents auf taz-Anfrage.

Unterdessen hat das Wettrennen um den Austragungsort begonnen. Nachdem Lena sich am Sonntag ins Goldene Buch ihrer Heimatstadt Hannover eintrug ("Wow! Verdammte Axt ist das geil! Dankeschönst. Leni"), brachten sich die Stadtoberen in Stellung: "Wir werfen ganz selbstbewusst den Hut in den Ring", sagte Oberbürgermeister Stephan Weil (SPD), und sein Eventmanager Klaus Timaeus gab zu bedenken, dass als Austragungsort "das Messegelände sehr gut vorstellbar" sei.

"Was uns oftmals unterstellt wird, die Kühle, die Zurückhaltung, dass übertriebene Understatement der Hannoveraner, dem steht Lena entgegen", legte am Montag legte Hannovers Tourismus-Chef Hans Christian Nolte nach. Mit ihrer "herzerfrischenden Art" sei Lena eine Botschafterin für Hannover. Die jubelnden Massen beim Empfang der Sängerin hätten bewiesen, dass Hannover eine "lebenslustige Stadt" sei.

Zeitgleich mit Hannover meldete Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust (CDU) Ansprüche an. "Die Stadt fiebert seit Jahren mit dem Grand Prix und wir werden alles tun, um ihn in Hamburg möglich zu machen", sagte er am Sonntag. Auf der Reeperbahn findet traditionell die deutsche Grand-Prix-Party statt, von dort werden die deutschen Punkte per Live-Schaltung vergeben. Außerdem, so von Beust, sei Hamburg der Sitz des ausrichtenden Senders NDR.

Stefan Raab brachte Köln ins Gespräch ("Ich würde mich freuen, wenn ich es nicht so weit hätte"), doch die besten Chancen hat die Hauptstadt Berlin. "Berlin würde sich natürlich freuen", ließ der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) ausrichten, gab sich ansonsten jedoch gelassen. Man solle keine "kleinlichen Diskussionen führen, wer der Ausrichter wird".

NDR-Intendant Marmor sagte, der NDR werde in Abstimmung mit der ARD und der Europäischen Rundfunkunion entscheiden. Es gehe um die Frage, "welche fernsehtaugliche Halle ist in welcher Stadt zu welchen Kosten für zirka sechs Wochen verfügbar", sagt seine Sprecherin Iris Bents. Berlin hat bereits ausrichten lassen, die 17.000 Plätze fassende Multifunktionshalle "O2 World" sei zum voraussichtlichen Termin, dem 21. Mai, noch frei - anders als in Hamburg und Köln, wo die die großen Hallen bereits belegt seien.

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