Ein harmonischer Abend in Itzehoe

DREIKÖNIGSTREFFEN Wenn Thilo Sarrazin bei der FDP im Hamburger Speckgürtel auftritt, ist er unter Freunden

Im Parkett des Theater Itzehoe sind alle Plätze belegt. Sichtlich erfreut steht der FDP-Kreisvorsitzende Willi Göttsche bei diesem „Dreikönigstreffen“ seines Steinburger FDP-Verbands auf der Bühne: „Wir haben ein volles Haus.“ Um sich sogleich bei demjenigen zu bedanken, der den Liberalen solchen Zulauf beschert hat: Thilo Sarrazin.

Nach dem Motto „Wir reden nicht über Menschen, sondern mit ihnen“, hatten die Freidemokraten am Donnerstag den Stifter umstrittener Thesen zu Überfremdung und Integration eingeladen. Wer bei „mit den Menschen reden“ auch Widerspruch erwartete, wurde enttäuscht.

Rechter Zuspruch

Draußen, vor dem Theater, protestierten rund 150 Demonstranten gegen die Einladung Sarrazins, der „dem Rassismus ein bürgerliches Gesicht“ gebe, so Lars Rogall, Mitanmelder der Kundgebung. Ein paar Straßenecken weiter gab es eine weitere: Rund 25 NPD-Sympathisanten bekundeten im Schein mitgebrachter Fackeln ihre Unterstützung für das Sarrazin’sche Anliegen.

Drinnen führte der Autor von „Deutschland schafft sich ab“ erneut aus, wie Zuwanderer mit islamischem Hintergrund Deutschland schadeten und das Sozialsystem ausnützten. In der Diskussion hinterfragte dann Adnan Vural vom türkisch-moslemischen Kulturverein des Referenten Gleichsetzung von Islam, lslamismus und Terrorismus – prompt rumorte es im Parkett.

Für Unruhe sorgte auch AWO-Geschäftsführer Martin Meer, als er Sarrazin vorhielt, Vorurteile gegen Hartz-IV-Empfänger und Migranten zu schüren. Lacher und Applaus erntete Sarrazin dagegen beim Thema, was „an Deutschland erhaltenswert“ sei: „Diese Frage kann nur wer stellen, der vom Deutschenhass geprägt ist.“

„Genetische Identität“

Auf Nachfrage des Moderators hatte Sarrazin zuvor erklärt, dass eine „genetische Identität der Juden“ bewiesen sei. Kopfschütteln bei Vural und Meer. FDP-Chef Göttsche reagierte so wenig wie andere Parteigrößen im Publikum. Göttsche erklärte vielmehr, es dürfe keine Zuwanderung ins Sozialsystem geben. Applaus, und der Stargast nickte. AS