KATJA LEMBKE, MUSEUMSCHEFIN
: Die Internationalistin

■ 45, Ägyptologin und Klassische Archäologin. Leitet seit 2005 das Roemer- und Pelizaeus-Museum. Lehrt an der Uni Göttingen.

„Nein, ich trage keine antike Toga, wenn ich mit Ihnen spreche. So weltzugewandt bin ich schon.“ Katja Lembke lacht. Sie weiß, welches Klischee sich mit der Archäologie verbindet, oder vielmehr: mit Archäologen. Dabei kennt sie nicht nur tote Sprachen wie Latein und Altägyptisch. Sie spricht auch Englisch, Französisch, Italienisch und Arabisch. Letzteres hat sie bei ihren Ausgrabungsreisen nach Syrien gut gebrauchen können. Wie oft sie künftig dorthin fahren kann, weiß sie noch nicht: Ab dem 1. Mai leitet Lembke das niedersächsische Landesmuseum in Hannover.

Ein steiler Aufstieg für die Noch-Chefin des Hildesheimer Roemer- und Pelizaeus-Museums – einerseits. Der Wechsel zu einem gesichtslosen Gemischtwarenladen mit Galerie, Archäologie, Vivarium und Völkerkunde-Abteilung andererseits. „Das sehe ich anders“, sagt Lembke, die unter anderem Ausstellungen über die Maya, die Südsee und Zypern zeigte. Erstens leite sie auch in Hildesheim ein Mehrspartenhaus. Und zweitens berge gerade die Vielfalt Chancen.

Zum Beispiel für Ausstellungen wie „Marco Polo – von Venedig nach China“, die sie schon im Herbst 2011 dort zeigen will. Eine von venezianischen Kollegen konzipierte, mit hannoverschen Exponaten durchwobene Schau soll es werden, die das Haus international vernetzt.

Diese Internationalität bedeutet Lembke viel. Nicht nur in Bezug auf Forschungsprojekte, zu denen sie ihre Mitarbeiter ermuntert. Sie ist auch Angelpunkt jenes Respekts, den man teils von der Antike lernen könne: „Gerade in puncto Akkulturation gibt es da erstaunliche Beispiele.“ Wie die Griechen und Römer in die ägyptische Gesellschaft hineingegangen seien, sich assimiliert hätten – „das ist schon enorm“, sagt Lembke, die über ägyptische Kulte im alten Rom promoviert hat. „Etliche oberägyptische Tempel, die sehr landestypisch wirken, wurden in Wirklichkeit von Römern dekoriert.“

Für Lembke, die auch während der deutsch-ägyptischen Rückgabe-Diskussion um die Nofretete-Skulptur für Verhandlungen auf Augenhöhe plädierte, ein gelungenes Beispiel: für interkulturellen Respekt. PS