DER RECHTE RANDWARUM EIN SZENELADEN WAHRSCHEINLICH DICHTMACHEN MUSS
: Großer Ausverkauf

Nach fünf Jahren könnte der Szeneladen des Neonazis Stefan Silar in der niedersächsischen Gemeinde Tostedt schließen. „Aus aktuellen Anlass müssen wir leider großen Ausverkauf machen“, steht auf der Internetseite von „Streetwear Tostedt“. Dort ist auch ein Bild zu sehen, das Hände zeigt, die Gitterstäbe umgreifen. Nicht ohne Grund: Silar wurde wegen schwerem Landfriedensbruch zu anderthalb Jahren Haft verurteilt.

Das Schöffengericht Tostedt sah es erwiesen an, dass der 37-Jährige Pfingsten 2010 bei einer Protestaktion vor seinem Laden eine Polizeikette durchbrach, um Demonstranten mit einem Messer zu bedrohen. Wegen Totschlags saß Silar schon einmal im Gefängnis.

Das Geschäft ist für die Kameraden eine feste Anlaufstelle. In der Region bildete sich um Silar eine militante Szene. Aus ihr wurden immer wieder Übergriffe auf anders denkende Jugendliche verübt. Polizei und Gemeinde wurde nicht nur von der Evangelischen Jugend vorgehalten, die Situation zu verharmlosen.

Kritik, der Dieter Hellberg nicht widersprechen mag. Der Fachbereichsleiter Bürger, Ordnung und Verkehr der Gemeinde sagt aber: „Wir haben jetzt einen arbeitenden Präventionsrat, der verschiedene Maßnahmen umsetzt“. Gezielt seien rechtsorientierte Jugendliche angesprochen worden. Auch bei der Freiwilligen Feuerwehr. Dort musste sich ein Neonazi entscheiden, ob er bei der Wehr mitmachen wolle, die Leben von allen Menschen retten will, oder einer Gruppe angehören möchte, die das Leben mancher Menschen als höherwertig versteht. „Er ist aus der Szene raus“, sagt Hellberg.

Vor kurzem soll die Polizei einen Vermieter gewarnt haben, in seinen Räumen eine Veranstaltung gegen Rechts veranstalten zu lassen. Die Veranstaltung wurde abgesagt. Am 16. März entscheidet das Landgericht Stade, ob Silar in Haft muss. Die Zukunft des Ladens dürfte mit von der Entscheidung abhängen.

Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland