JOACHIM FRANZ, AKTIVIST
: Der Extreme

■ 50, änderte mit 30 sein Leben und wurde Extremsportler. Mehrere Einträge ins Guinness-Buch der Rekorde.  Foto: dpa

Den Vergleich zum Comic-Superhelden Iron Man weist Joachim Franz erstmal ab: „Ach, Firlefanz.“ Dann grübelt der Aids-Aktivist, Ex-Triathlet und Extremsportler doch kurz nach und findet Parallelen: „Wenn man so will, hat unser gesamtes Team heldenhafte Züge.“

Am heutigen Dienstag startet Franz in Vancouver mit seiner neuesten World Aids Awareness Expedition, einer Ralley, die in 100 Tagen 65.000 Kilometer durch 50 Länder zurücklegen wird. Seinen Antrieb beschreibt er mit dem Satz: „Der Schmerz kommt, der Stolz bleibt.“ Dabei klingt er nicht großspurig, eher so, als wäre die Tour ein Klacks, wie mal eben zum Bäcker zu gehen, um Schrippen zu holen.

Franz, 1960 in Wolfsburg geboren, schlängelte sich mit Minimal-Aufwand durch die Schule. „Drei Sechsen hintereinander waren schon mal drin“, sagt er. Obwohl er als Jugendlicher ein „Strich in der Landschaft“ gewesen sei, war er im Fußball und Handball zu „rabiat“, sagt Franz: „Ich bin halt Grobmotoriker.“ Bereits zu Schulzeiten schimmerte der extreme Bewegungsdrang durch, Norwegen erkundete Franz als Pfadfinder – zu Fuß.

Mit 17 Jahren war zunächst Schluss mit Fitness, Franz begann als Feinmechaniker bei VW. „Da brutzelte dauernd der Werkstatt-Grill, das formt den Körper nicht unbedingt ästhetisch“, sagt er. Dazu kam Fastfood auf dem Sofa: Ende 1990 wog er 123 Kilogram. Irgendwann hatte er genug von dem fetten Leben, trainierte in fünf Monaten 50 Kilo ab und lief beim Hamburger Marathon mit.

Franz entdeckte, dass man durch spektakuläre Aktionen Aufmerksamkeit auf Missstände lenken kann. 2001 gründet er die Aids Awareness Expedition und legte als erstes 6.500 Kilometer von Paris nach Dakar mit dem Fahrrad zurück. 2005 radelte er in 36 Tagen 23.000 Kilometer von Alaska nach Feuerland. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

Bei seinen Aktionen gehe es ihm um Glaubwürdigkeit, sagt Franz. Wolle man einen Perspektivenwechsel bei anderen erreichen, müsse man immer erst bei sich selber ansetzen: „Mein schwierigster Weg war der vom Ich-Ich-Ich zum Wir.“ GUM