Schweinswale vor der Ausrottung

ARTENSTERBEN Die Populationen der einzigen heimischen Kleinwale in Nord- und Ostsee nehmen dramatisch ab. Tausende Tiere verenden Jahr für Jahr als Beifang in Fischernetzen

Dem Schweinswal in der Ostsee droht das Aussterben. „Nur mit sofortigen Schutzmaßnahmen“ sei das Überleben der einzigen heimischen Walart zu sichern, erklärte der Direktor des Deutschen Meeresmuseums in Stralsund, Harald Benke, gestern in Hamburg. Seit einigen Jahren sei „die Mortalitätsrate weit überschritten“, rechnete Benke auf dem Meeresumweltsymposium des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) vor – mithin sterben jährlich mehr Schweinswale als geboren werden.

Nach neueren Zählungen wurde der Bestand der kleinen Delfine in der westlichen Ostsee binnen elf Jahren von 28.000 auf 11.000 Tiere mehr als halbiert. In der östlichen Ostsee zwischen Rügen und Finnland leben vermutlich sogar nur noch etwa 400 Schweinswale, referierte Benke neueste Hochrechnungen aus Sichtungsflügen.

Der Hauptgrund sei, dass immer mehr der Kleinen Tümmler in Fischernetzen erstickten. Im vergangenen Jahrzehnt sei „eine starke Zunahme der Totfunde an der Ostsee“ zu registrieren, mindestens die Hälfte der Kadaver habe Verletzungen durch Netze aufgewiesen. Es sei zu befürchten, dass bis zu acht Prozent des Bestandes jährlich als Beifang ende, so Benke. Wie lange es die Kleinwale in der Ostsee überhaupt noch gäbe, könne sich somit „jeder leicht selbst ausrechnen“, so Benke.

Alarmierende Zahlen werden auch aus der Nordsee, Skagerrak und Kattegat gemeldet. Dort gingen Jahr für Jahr etwa vier Prozent der Population verloren, so Manfred Nikisch vom Sachverständigenrat für Umweltfragen der Bundesregierung: Bei 7.500 Opfern unter den zurzeit etwa 200.000 Schweinswalen in diesen Gewässern sei auch dort die Schwelle zur Existenzgefährdung erreicht. Deshalb müsse in Nord- und Ostsee der Beifang durch die riesigen Fischereinetze gestoppt werden. SMV