Kliniken in Not

EHEC Darmkeim beschert Krankenhäusern Millionenverluste. Deshalb fordern sie nun Katastrophenhilfe

Die Ehec-Krise hat die Krankenhäuser in Schleswig-Holstein bisher Millionen gekostet. Sie erwarten jetzt schnelle und unbürokratische Hilfe, um die Kosten zu decken. „Uns ist egal, wer das Geld zahlt, aber es muss gezahlt werden“, sagte der Vorstandschef des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Jens Scholz, am Dienstag in Kiel. In der Krise hätten die Kliniken extra vermieden, über Geld zu sprechen, aber jetzt, wo die Erkrankungswelle abebbe, müsse auch über die Kosten geredet werden. Er hoffe auf ähnlich unbürokratische Hilfe wie für die Landwirte.

Allein am UKSH, das die meisten Ehec- und HUS-Patienten im Land behandelte, habe die Krise bisher zu einem Verlust von mindestens 2,8 Millionen Euro geführt, rechnet der kaufmännische Vorstand, Peter Pansegrau, vor. Und dies sei nur ein Zwischenstand, es würden noch Patienten stationär behandelt und einige müssten zur Nachsorge. Bis Montag waren in Schleswig-Holstein 855 bestätigte Ehec-Infektionen und 196 bestätigte Fälle der schweren Komplikation HUS gemeldet worden.

Das Städtische Krankenhaus Kiel und der 5K-Klinikverbund mit Krankenhäusern in Neumünster, Itzehoe, Eckernförde, Rendsburg, Bad Bramstedt, Brunsbüttel und Heide beziffern ihren wirtschaftlichen Schaden bisher auf rund 1,76 Millionen Euro. Das Franziskus-Hospital in Flensburg rechnet eigenen Angaben zufolge mit Mehrkosten von mehr als 100 Prozent, die nicht vergütet werden.

Wie und aus welchen Töpfen die Politik nun helfe, ist den Klinikchefs dabei relativ egal: „Wer auch immer bereit ist, unsere Kosten zu erstatten, ist herzlich willkommen“, sagte UKSH-Chef Scholz. Die Ankündigungen der Krankenkassen, die Behandlungskosten für Ehec- und HUS-Patienten zu übernehmen, werde anerkannt. „Aber sie können nicht alle Kosten tragen“, sagte Scholz. Dafür hätten auch die Kassen kein Geld, denn sie könnten sich nur in dem vorgegebenen gesetzlichen Rahmen bewegen. „Katastrophen sind aber nicht in gesetzlichen Vorgaben geregelt.“

Scholz schwebt eine Art Sonderfonds vor, ähnlich wie er bei Naturkatastrophen eingerichtet wird. Aus solchen Töpfen bekommen besonders betroffene Regionen etwa nach einer Flut dann Geld.

Der Kieler Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) sicherte zu, dass das Thema Entschädigung auf der Gesundheitsministerkonferenz in der kommenden Woche besprochen wird. Zugleich will er sich für eine Angleichung einsetzen. Zurzeit bekommen die Krankenhäuser in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich viel Geld pro Ehec-Behandlung: „Es kann nicht sein, dass das UKSH weniger bekommt als das UKE in Hamburg“, sagte Garg. (dpa)