Sicherungsverwahrter in der Klinik

PROTEST Seit 1. August befinden sich fünf Gefangene aus der JVA Celle im Hungerstreik. Wie lange sie noch jegliches Essen ablehnen, ist unklar – helfen dürfen Ärzte nur mit Zustimmung der Streikenden

„Wenn jemand sagt, er streikt bis zum Tode, kann ein Arzt nichts machen“

GIULIANO RAMADORI, ARZT

Zehn Tage nach Beginn des Hungerstreiks in der JVA Celle ist der erste Mann in ein Krankenhaus verlegt worden. Der gesundheitliche Zustand der vier anderen Männer im Alter von 50 bis 71 Jahren sei aber stabil, sagte ein Sprecher des niedersächsischen Justizministerium.

Der in die Klinik verlegte Mann habe bereits vor dem Hungerstreik an Diabetes gelitten, sagte der Sprecher. „Diabetes ist sicher ein besonderes Risiko“, sagte Ernährungsexperte Giuliano Ramadori von der Uni-Klinik Göttingen. So könnten bei Diabetikern vermehrt Probleme mit dem Elektrolyt- oder dem Säure-Basen-Haushalt auftreten.

Nach Ansicht von Ramadori ist die Gewichtsabnahme ein wichtiger Indikator für den Verlauf eines Hungerstreiks: „In den ersten zwei Wochen verlieren die Männer drei bis fünf Kilogramm.“ Wenn ein Mensch mehr als 18 Prozent seines Körpergewichts verliert, sagt er, könnten größere Probleme auftreten. „Wer mehr als 40 Prozent verliert, ist in akuter Lebensgefahr.“

Nach Angaben des Justizministeriums hält sich die Gewichtsabnahme bislang jedoch noch „in Grenzen“. Genaue Zahlen will das Haus nicht veröffentlichen. „Wir wissen, dass die Männer teilweise Vorräte in ihren Unterkünften haben“, sagte der Sprecher. Möglicherweise sei dies eine Erklärung, warum bei den Männern bislang keine größere Gewichtsreduzierung festgestellt werden könne.

Trotz akuter Gefahr dürften Ärzte Hungerstreikende nicht gegen ihren Willen medizinisch versorgen. „Wenn jemand sagt, er streikt bis zum Tode, kann ein Arzt nichts machen“, sagte Ramadori. Dies gelte auch für die fünf Männer aus Celle.

Nach Angaben des Justizministeriums stehen die Hungerstreikenden unter besonderer medizinischer Betreuung. Eine Ärztin statte den Männern tägliche Besuche ab.  (dpa)