Ruf nach frischerer Luft im Hafen

UMWELTSCHUTZ Im Vorfeld des zweitägigen internationalen „Green Port Congress“ in Hamburg fordert der Naturschutzbund: Der Ausstoß von Schwefel und Ruß durch Kreuzfahrtschiffe muss reduziert werden

Seine Forderung nach sauberen Kreuzfahrtschiffen hat der Naturschutzbund (Nabu) am Dienstag in Hamburg erneuert. Mit Atemmasken und einem rauchenden Schiffsschornstein protestierten die Umweltschützer vor dem Hotel Atlantik an der Außenalster symbolisch gegen die Luftbelastungen durch den Dieselruß der Schiffe. In dem Hotel beginnt heute Morgen der internationale „Green Port Congress“, der sich mit den Auswirkungen von Häfen auf Umwelt und Städte beschäftigen soll.

Billiger, giftiger Treibstoff

Die gesundheitsgefährdenden Emissionen aus den Schornsteinen könnten massiv reduziert werden, wenn die Schiffe statt des billigen, aber giftigen Schweröls den weitaus saubereren Schiffsdiesel verfeuern würden, erklärte Hamburgs Nabu-Vorsitzender Alexander Porschke: „Das würde die Schwefel- und Rußemissionen deutlich senken.“ Allerdings habe kein einziges Kreuzfahrtschiff neueste Abgastechniken wie Rußpartikelfilter oder Entschwefelungsanlagen. Ein großes Kreuzfahrtschiff wie die „Queen Mary 2“ hat selbst im Stand-by-Betrieb während der Liegezeit in Häfen den Stromverbrauch einer mittelgroßen Stadt.

Beim „Green Port Congress“ wollen rund 200 Vertreter der Hafen- und Logistikwirtschaft über Umwelt- und Klimaschutz debattieren. Die Schifffahrt sei zwar umgerechnet auf die zurückgelegten Seemeilen nach wie vor sehr umweltfreundlich, befand im Vorfeld Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos). „Trotzdem werden die Anforderungen an den Umweltschutz auch hier erheblich steigen.“ Der umweltfreundliche Betrieb der Häfen und Schiffe müsse weiterentwickelt werden, so Horch. Er zählte dazu unter anderem die Landstromversorgung von im Hafen liegenden Schiffen, deren Umrüstung von Schweröl auf Flüssiggas oder auch Wasserstofflösungen. „Wir werden jetzt intensiv die Machbarkeit prüfen“, sagte Horch.

Praktiker unter sich

Der Chef der Hamburg Port Authority (HAP) und Kongress-Gastgeber, Jens Meier, betonte, bei den Experten etwa aus den USA, Brasilien, Australien oder Indonesien handele es sich vornehmlich um Praktiker. „Das ist uns ganz, ganz wichtig.“ Lösungen könnten nur dann Erfolg haben, wenn sie auch wirtschaftlich umsetzbar seien.

Der zweitägige Kongress ist der sechste seiner Art. Nabu-Chef Porschke setzt indes keine großen Hoffnungen darauf. Er befürchtet, dass es „eher eine ‚Greenwash‘-Veranstaltung“ werde. SVEN-MICHAEL VEIT