Der Hoffnungsträger

Schleswig-Holstein bekommt einen neuen Flüchtlingsbeauftragten: Stefan Schmidt, der ewige Kapitän der „Cap Anamur“, der 2004 weltweit für Schlagzeilen sorgte, als er 37 Menschen aus einem Schlauchboot rettete, das im Mittelmeer vor Italien trieb. Bis 2009 musste er sich dafür auf Sizilien vor Gericht verantworten. Seither reist der 69-Jährige, der 20 Jahre zur See fuhr, durch die Republik, hält Vorträge über Flüchtlingspolitik und engagiert sich unter anderem für das UN-Flüchtlingswerk. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man in Europa eingesperrt wird, wenn man Menschen hilft und will darüber nicht schweigen“, sagt Schmidt. Das Amt des Flüchtlingsbeauftragten sei da eine Fortsetzung seiner Arbeit.

Die Entscheidung für Schmidt sieht so aus, als wollte die schwarz-gelbe Regierung in Schleswig-Holstein in Sachen Flüchtlingspolitik nun auch mal Gutes vermelden. Nach vielen Kürzungen von Mitteln, beispielsweise für die Betreuung traumatisierter Flüchtlinge oder auch für Schulungen von ehrenamtlichen Helfern, macht sich ein Mann wie Schmidt gut.

Aber auch Martin Link vom Flüchtlingsrat nennt ihn eine gute Wahl: „Wir kennen ihn, er ist unabhängig, konsequent und humanitär engagiert.“ Nicht zuletzt sei er selbst ein Flüchtlingskind.

Als Schmidt drei Jahre alt ist, flieht er mit seiner Mutter und seiner Schwester von Stettin aus nach Hamburg. Von dort geht es weiter zu einer Tante nach Elmshorn und später nach Lübeck, wo der Vater von drei Söhnen noch immer lebt. Hier besucht er die Seemannsschule auf Priwall, wo er heute noch unterrichtet. „Meinen Flüchtlingsausweis trage ich immer noch im Portemonnaie – als Mahnmal und Glücksbringer“, sagt Schmidt.

Oben auf seiner Liste steht das Bleiberecht. „Duldung ist pervers“, sagt Schmidt. „Es kann nicht sein, dass Menschen über Jahre Angst haben, aus dem Leben gerissen und abgeschoben zu werden.“ Das zu ändern, wäre ein guter Anfang. ILK