Die Frau der Meere

Ein Lieblingstier habe sie nicht, sagt Ursula Siebert, doch Meerestiere lägen ihr schon besonders am Herzen. Das ist auch der Grund, weswegen sie seit Anfang Juli zur Leiterin des neu gegründeten „Instituts für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung“ der Tierärztlichen Hochschule Hannover berufen wurde. Kümmerte sich das alte Institut ausschließlich um Landbewohner wie etwa Wildschweine, ist mit Sieberts Amtsantritt eine Außenstelle am Seehunde-Standort Büsum hinzugekommen, die Meerestiere erforscht.

„Im Meer zu forschen ist schwieriger als an Land“, sagt Siebert. Das hänge vor allem mit der Logistik zusammen. „Oft brauchen wir große Schiffe oder Flugzeuge.“ Sie selbst ist dort aber nur noch selten mit an Bord – als Leiterin ist es ihre Hauptaufgabe, die verschiedenen Forschungsprojekte zu koordinieren.

„Wir sind auf etlichen Forschungsgebieten führend, teilweise auch über Europa hinaus“, sagt Siebert. So führe ihr Institut Bestandserhebungen für das Umweltbundesamt sogar in der Antarktis durch.

Ihre Liebe zum Meer hat Siebert während der Studienzeit an der Atlantikküste im französischen Nantes entdeckt. Ihre Promotionsarbeit schrieb sie in Brüssel. Wenn man sich mit Meerestieren beschäftigte, sei es sinnvoll, unterwegs zu sein, sagt sie. „Auch die Tiere leben nicht nur an einem Ort.“

Siebert selbst wird ihre neue Stelle nicht in Hannover, sondern in Büsum antreten – von den 33 Mitarbeitern des neuen Instituts sitzen 22 an der Nordseeküste. Für Siebert bedeutet das, dass sie bleiben kann wo sie ist. Bereits bisher leitete sie die Büsumer Forschungsstelle, allerdings im Auftrag der Kieler Christian-Albrechts-Universität, die ihr Institut nach Hannover abgegeben hat.

„Unsere Arbeit ist auch für politische Entscheidungen wichtig“, sagt sie. Wo Windkraftanlagen gebaut werden dürfen, hänge davon ab, welche Gebiete für Schweinswale geschützt werden müssen. Dazu brauche es Forscher wie sie. CHARLOTTE ZINK