Der Entschärfer

In Hamburg hat sich die Aufregung um den Anti-Obdachlosen-Zaun unter einer Brücke auf St. Pauli etwas beruhigt. Das ist auch das Verdienst von Hans-Peter Strenge, dem Präsidenten der Synode der Nordelbischen Kirche. Der 63-Jährige ist der Moderator eines Runden Tisches, der die Konflikte rund um die Obdachlosen unter der Brücke aufarbeiten soll.

Strenge war selbst elf Jahre lang Bezirksamtsleiter in Hamburg-Altona und fünf Jahre lang Staatsrat in der Justizbehörde. Seit dieser Zeit gilt er als unaufgeregter, kreativer Konfliktlöser. Die Rote Flora gehörte zu seinem Bezirk, die Besetzung des damaligen städtischen Geländes 1989 fiel in seine Amtszeit. Diesen Vorgang nannte der Jurist lapidar „Nichträumung“. Und als das Haus 2001 verkauft wurde, sorgte er mit dafür, dass der Vertrag Spekulationen auf Immobiliengewinne unmöglich machte.

Strenge wurde 1948 auf Nordstrand geboren und wuchs in Hamburg bei seiner alleinerziehenden Mutter auf. Er ist mit einer Juristin verheiratet und hat drei Kinder. Als Staatsrat warb er für „sanfte Lösungen“ bei Streitereien um Bauwagenplätze, wie er sie selbst als Bezirksamtschef gesucht hat. Er mag es undogmatisch: „Ich habe sowohl Bauwagenplätze ermöglicht, aber auch welche geschlossen, wenn konkret gebaut werden sollte“, sagt der Sozialdemokrat heute.

Der Runde Tisch zum Zaun tagte am Mittwoch zum ersten Mal – ohne konkrete Ergebnisse. Doch ein erstes Resultat gab es schon ein paar Tage zuvor: Der Zaun ist weg. Strenge hatte den Leiter des Bezirksamts Hamburg-Mitte Markus Schreiber „sehr nachdrücklich“ gebeten, den Zaun abzureißen. Schreiber hatte ihn aufstellen lassen, weil der Ort ein „Angstraum“ für Passanten, Touristen und Anlieger geworden sei. Demonstranten, der Senat und die Bürgerschaft kritisierten das heftig.

Nun glaubt man, in Strenge den richtigen Vermittler gefunden zu haben. Zeit hat er, zumindest theoretisch: Seit 2001 ist er Ruheständler, arbeitet aber in diversen Ehrenämtern. DANIEL KUMMETZ