Grüner Zuhörer

Die HSH Nordbank, Innere Sicherheit oder der Streit um den Datenschutz beim Online-Netzwerk Facebook: Es sind nicht gerade typische Grünen-Themen, mit denen sich der Landtagsabgeordnete Thorsten Fürter beschäftigt. Seit 2009 sitzt der 41-jährige Jurist im Kieler Parlament und vertritt die Fraktion unter anderem im Innen- und Rechtsausschuss. Seit Juli hat er allerdings noch anderes zu tun: Fürter will Bürgermeister von Lübeck werden.

Dort wohnt er mit seiner Frau und zwei Kindern seit 2002, arbeitete bis 2008 als Richter im dortigen Landgericht. Danach war er als Sprecher für die Hamburger Justizbehörde tätig. Als seine Partei angesichts traumhafter Umfragewerte für die Grünen beschloss, einen eigenen Kandidaten ins Lübecker Rennen zu schicken, trat Fürter an – und setzte sich erstmal innerparteilich durch, gegen seinen Mitbewerber Spyridon Aslanidis.

Fachlich traue er sich den Job an der Verwaltungsspitze zu, auch habe er beste Kontakte nach Kiel, sagt der schlanke Mann mit der randlosen Brille. Für Politik interessiere er sich seit der Schulzeit, zu den Grünen kam er während des Studiums in Hamburg.

Den Wahlkampf startete er zunächst im Internet, wo er unter dem Motto „Zuhören statt zutexten“ die „BürgerInnen in den Mittelpunkt“ gestellt sehen möchte, die dort dann ihre „Erwartungshaltung an einen grünen Bürgermeister“ formulieren sollen. Jetzt, knapp zwei Wochen vor dem Stichtag, setzen die Grünen aber wie alle anderen Parteien auf klassischen Straßenwahlkampf inklusive Postkarten und süßen „Grünen Hanseaten“.

Inhaltlich hat Fürter sich viel vorgenommen: Lübeck soll zügig die Energiewende schaffen und die vor einigen Jahren teilprivatisierten Stadtwerke zurückkaufen. In einem 19-Punkte-Programm spricht er sich zudem aus für Gelbe Mülltonnen, neue Bustakte und einen Mitmach-Haushalt für die Stadt. Prompt gab es Kritik von einem Mitbewerber: Die meisten von Fürters Themen fielen doch gar nicht in die Verantwortung eines Verwaltungschefs. EST