Der Eindämmer

Auch Axel Brockmann hat das Personalkarussell von Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) in dieser Woche überrascht: Ab November wird Schünemanns bisheriger Referatsleiter für Kriminalitätsbekämpfung Polizeipräsident von Hannover. „Völlig unvorbereitet“ habe ihn das getroffen, sagt Brockmann.

Der Posten wurde frei, weil Schünemann Hannovers bisherigen Polizeipräsidenten Uwe Binias zum Landespolizeipräsidenten beförderte – mit dem CDU-Mann ersetzte er einen SPD-Mann. „Überstürzt“ und „kritikwürdig“ findet das die Gewerkschaft der Polizei (GdP), die SPD vermutet, Schünemann wolle seine Leute noch vor der Landtagswahl 2013 in Posten bringen.

Axel Brockmann hat kein Parteibuch und gehört seit seinem Eintritt in den Polizeidienst 1984 der GdP an – die traditionell mit Schünemann im Zwist liegt. Als Chef der hannoverschen Polizei will der 47-Jährige Alkoholkonsum und damit verbundene Gewalttaten „eindämmen“, ein Alkoholverbot in Bussen und Bahnen würde er begrüßen. „Die Bevölkerung wäre dankbar dafür.“ Zahlen, wie virulent das Phänomen in der Landeshauptstadt ist, kennt er noch keine.

Mit den Hells Angels, die in Hannover das Rotlicht- und Ausgehviertel Steintor kontrollieren, kennt sich Brockmann dagegen bereits aus: Im Innenministerium war er für die Organisierte Kriminalität zuständig. „Eins muss klar sein: Die Gewalthoheit liegt bei Staat und Polizei“, sagt er. Er werde „nicht dulden, dass irgendwer die Ordnungskompetenz für sich reklamiert“.

Mit seinem künftigen Vize Thomas Rochell ist er sich einig: Der hatte jüngst in einem Interview abgeraten, im Steintor Geld auszugeben. Das stärke die Position der Rocker. Die klaren Worte könnten eine Diskussion in der Stadt anstoßen, hofft Brockmann: „Viele Leute machen sich gar keine Gedanken, ob die Erlöse bestimmter Produkte für kriminelle Zwecke genutzt werden könnten.“ THA