Kommentar zur Ganztags-Betreuung: Machtkampf vermeiden

Der Konflikt um verbindliche Zeiten darf nicht benutzt werden, um die Reform zu diskreditieren. Das schadet den Kindern Nicht-Berufstätiger, die bisher am Zaun standen.

Hamburgs Eltern sind seit Jahren durch das Kita-Gutscheinsystem ein sehr flexibles Betreuungssystem gewöhnt, dass sich sehr auf die Bedürfnisse der Berufstätigen eingestellt hat. Das bringt nicht selten Unruhe in die Gruppen. Kinder werden beim Spielen gestört, manche wollen sogar gar nicht mit nach Hause.

Von der Pädagogik her gedacht, ist eine verbindliche Zeit für die Kinder sinnvoll. Der bisherige zweistündige Hort-Gutschein - der eine frühe Abholzeit um 15 Uhr ermöglichte - war ohnehin umstritten. Aber Kinder und Familien sind nicht alle gleich. Es gibt Tage, an denen ein Kind sich nicht wohl fühlt und gern früher abgeholt werden möchte. Und es gibt Situationen, in denen auch nur die Eltern dies wissen und einschätzen können.

Hier sollte man es nicht auf eine Machtprobe, auf ein Kompetenzgerangel zwischen Familien und Institutionen ankommen lassen. Und es scheint auch, als wolle das keiner, und als hätten Behörde und Träger nur bisher zu wenig mit den Eltern kommuniziert. Warum sollte es keinen Weg geben? Warum sollte das Zusammenspiel von Eltern und Erziehern, das lange funktionierte, künftig ein Problem sein?

Schade wäre, wenn dieses Thema benutzt würde, um die Reform an sich zu diskreditieren. Es ginge auf Kosten der Kinder, die bisher am Zaun standen, weil die Kita-Gebühr zu teuer war oder weil sie das Pech hatten, als Kinder nicht-berufstätiger Eltern keinen Zutritt zu haben.

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Jahrgang 1964, seit 1992 Redakteurin der taz am Standort Hamburg für Bildung und Soziales. Schwerpunkte Schulpolitik, Jugendhilfe, Familienpolitik und Alltagsthemen.

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