Hähnchen-Karussell

GEFLÜGEL Mäster werfen Betreiber des Riesen-Schlachthofs in Wietze Tricksereien vor, um Subventionszahlung des Landes zu rechtfertigen. Die Höfe aus der Region profitierten kaum

Für die Wirtschaftsförderung spielt es keine Rolle, wo die Mäster wohnen

Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) wirft der Firma Rothkötter vor, mit ihrem Geflügelschlachthof in Wietze zu Unrecht Subventionen zu beziehen. Rothkötter fördere nicht die regionale Wirtschaft, sondern nur seine eigenen Betriebe, indem er einen großen Teil seiner Hühner aus Dänemark statt aus Norddeutschland beziehe. Zwar verarbeite er in seinem neuen Schlachthof in Wietze fast nur deutsche Hähnchen, dafür schlachte er aber in seinem Betrieb im emsländischen Haren viel mehr Importhühner als früher, vermutet die AbL. Sie forderte das Unternehmen auf, umfassende Angaben zur Herkunft seiner Masthühner zu machen.

Die Menge der Hähnchen, die Rothkötter insgesamt aus Dänemark importiert, sei größer als angenommen, behauptet die AbL unter Berufung auf einen Branchenkenner: Statt den vermuteten 40 Prozent seien es mehr als 50 Prozent. In dem Betrieb in Wietze stammten nur ein Prozent der Hühnchen aus Dänemark, versichern Rothkötter und das Wirtschaftsministerium.

Selbst wenn dem so wäre, bezöge der neue Schlachthof in Wietze die fünf Millionen Euro Landesförderung zu Unrecht, findet Eckehard Niemann, der Sprecher der AbL-Niedersachsen. Denn die emsländischen Hühnchen, die früher bei Rothkötter in Haren geschlachtet worden seien, würden nun nach Wietze gekarrt. Haren verarbeite stattdessen Importhühnchen aus Dänemark. Von positiven Auswirkungen auf die Mäster aus der Region könne daher kaum die Rede sein.

Silke Schaar vom Wirtschaftsministerium Niedersachsen geht davon aus, dass Rothkötter zu Recht Geld vom Staat erhält. Die geforderten Arbeitsplätze habe die Firma geschaffen. Aus Sicht der Wirtschaftsförderung spiele es vorerst keine Rolle, wo die Mäster wohnen.

Rothkötter teilte mit, man habe sich „mehrfach zu Fragen nach Lieferbeziehungen geäußert“. Mutmaßungen zur Rückzahlung von Fördergeld zeugten von Unkenntnis. TIZIANA MANELJUK