WIE IN DER SZENE DIE ANGST VOR ANWERBEVERSUCHEN UMGEHT
: Vor Spitzeln wird gewarnt

Die Opfer des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ kümmern die rechtsextreme Szene erwartungsgemäß wenig. Vielmehr sorgen sich Kameraden und NPD im Norden um sich selbst: Verstärkt sollen Verfassungsschutz (VS) und Polizei Kameraden angesprochen oder angeschrieben haben.

Denn nach Bekanntwerden der Mordserie, der Pannen seitens der Sicherheitsorgane und der Befürchtungen, Behörden könnten verstrickt sein, ist der Druck auf Bundesbehörden und VS-Landesämter hoch.

„Meine Ex-Kameraden durften nach den ersten Nachrichten gewusst haben, dass sie jetzt verstärkt ins Visier geraten werden“, sagt Lars Frank (Name geändert). Vor knapp zwei Jahren ist er aus der Szene ausgestiegen. „Die Angst vor Verrätern ist groß.“

So warnt der „Freie Widerstand Südschleswig“ seit Tagen im Internet vor den „Anhörungen“ durch die Behörden: „Werte Kameraden reagiert nicht“, heißt es da, „solange ihr keine richterliche Vorladung erhaltet.“ Das „politisch aktive Kameraden auf offener Straße blöd angequatscht“ worden seien, berichtet „mein-hh.info“. Die Website, die dem Kameradschaftsspektrum zugeordnet wird, stellt auch gleich die ältere Broschüre „Spitzel-Ex“ zum Download bereit.

Vor den VS-Methoden warnt auch das „Aktionsbüro.Netzwerknord“: Auf 35 Seiten wird ausgeführt, wie Kameraden in Gespräche verstrickt werden etwa bei Geld- und Alkoholproblemen. Anders als etwa NPD-Kreise lehnen die Autoren es ab, sich zum Schein und mit Segen der eigenen Leute anwerben zu lassen: Schon die Tatsache, dass „er ein käufliches Schwein ist“, heißt es vielmehr, „ist Grund genug, einen Spitzel ein für alle Mal zu ächten“.

Es finden sich auch Hinweise, wie die „ehrlosen Lumpen“ behandelt werden müssten: „Spitzelst du noch oder hängst du schon.“ Schon der entsprechende Verdacht, erzählt Aussteiger Frank, könne „Probleme“ bringen.Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland