Ein rätselhaftes Verbrechen

MOTIVSUCHE Tod einer Studentin aus Israel in Göttingen wirft viele Fragen auf

Ein israelischer Sender verbreitet, die Polizei vermute nationalistische Motive

Hat der Mord an einer aus Israel stammenden Studentin in Göttingen möglicherweise doch rassistische Motive? Dass innerhalb der Ermittlerkreise solche Vermutungen kursieren, will der englischsprachige israelische Sender Arutz Sheva herausgefunden haben – die Polizei glaube, dass die junge Frau, deren Mutter Jüdin ist, „aufgrund nationalistischer Beweggründe“ ermordet worden sei.

Es gäbe keine Anhaltspunkte für eine fremdenfeindliche Tat, betont hingegen Andreas Buick, Sprecher der Göttinger Staatsanwaltschaft. Auch einen Raubmord oder ein Sexualdelikt schließen die Ermittler aus. Es gäbe zudem keine Hinweise darauf, dass der Täter mit Gewalt in das Zimmer der Studentin eingedrungen sei. Mit Hochdruck sichtet eine beim Zentralen Kriminaldienst der Polizeiinspektion Göttingen eingerichtete 25-köpfige Mordkommission derzeit die Tatortspuren und ermittelt die Hintergründe des mysteriösen Gewaltverbrechens. Erste Ergebnisse aber, so Buick, werden voraussichtlich erst nach den Feiertagen vorliegen.

Die 26 Jahre alte Medizinstudentin Souad H. war am Mittwochnachmittag vergangener Woche tot in ihrer Wohnung in einem Studentenwohnheim aufgefunden worden. Freunde hatten die Israelin, die vor dreieinhalb Jahren zum Studium nach Deutschland gekommen war, als vermisst gemeldet. Daraufhin wurde das Zimmer von der Wohnheim-Verwaltung mit einem Generalschlüssel geöffnet und die Leiche des jungen Mädchens entdeckt. „Es handelt sich definitiv um ein Gewaltverbrechen“, betont Andreas Buick.

Der Leichnam der jungen Studentin wurde am Donnerstag in der Göttinger Rechtsmedizin obduziert. Über die genaue Todesursache hüllt sich die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen derzeit noch in Schweigen. MAC