Umweltminister wollen gemeinsam sägen

NATUR Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern wollen zusammen die Auenwälder der Elbe auslichten. Umweltschützer werten das als Bruch von EU-Regeln. Hochwasserschutz gehe auch anders

Hochwasser lasse sich auch anders entschärfen, sagt der BUND

Die Landesregierungen von Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern wollen beim Uferschutz an der Elbe gemeinsam vorgehen. In Bleckede (Kreis Lüneburg) unterzeichneten die Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) und Till Backhaus (SPD) eine Erklärung über ein abgestimmtes Gehölzmanagement, das gewährleisten soll, dass ein Hochwasser schnell abfließt.

Neben dem vorsichtigen Auslichten der Auenwälder sei auch das Abgraben von Sedimenten sowie das Ausbaggern von Flutrinnen geplant, sagte Backhaus. Die Deichschutzarbeiten sollen möglichst 2013 beginnen. Wenn Büsche zurückgeschnitten und umgestürzte Bäume entfernt würden, beschleunige das den Abfluss der Elbe bei Hochwasser derart, dass den Deichen bei extremen Pegelständen rund 50 Zentimeter mehr Spielraum bleibe, sagte Backhaus.

Umweltschützer kritisieren das Vorhaben. Das Fällen von Auwald an den Ufern der Mittelelbe widerspreche europäischen Naturschutz-Richtlinien, erklärte Arndt Müller, Naturschutzreferent beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Schwerin. „Flussauen sind in der EU hochgradig geschützte Lebensräume und gehören im naturnahen und natürlichen Zustand zu den artenreichsten Ökosystemen Europas.“

Ein Hochwasser lasse sich auch mit so genannten Flutmulden, dem Rückversetzen von Deichen oder dem Beweiden des Deichvorlandes entschärfen. Zugleich schützten Gehölze bei Winterhochwasser die Deiche vor der zerstörerischen Kraft der Eisschollen, sagte Müller.

Der niedersächsische Umweltminister Sander sorgte 2006 für einen Skandal als er selbst eine Weide im Biosphärenreservat abholzte. Die EU-Kommission leitete ein Vertragsverletzungsverfahren ein wegen der Zerstörung besonders geschützter Lebensräume. 2008 stellte sie es ein. Sanders Sprecherin sagte, es werde nichts geplant, was gegen das Recht verstoße. (dpa/taz)