Der Sexual-Forscher

Hartmut Bosinski ist ein lebhafter Mann, ein Schnellsprecher, der zu den bekanntesten Forschern seines Faches in Deutschland zählt: Der Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde und Psychotherapeut mit Schwerpunkt in der Verhaltenspsychiatrie beschäftigt sich hauptberuflich mit der Last mit der Lust.

In der „Sektion für Sexualmedizin“ der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), die der 55-jährige Bosinski leitet, geht es um Lehre und Forschung zu den Spielarten der Sexualität und deren Problemen. Doch der Sektion drohte die Schließung – aus finanziellen Gründen. Bosinski kämpfte für seine Arbeit, wies auf die hohe Bedeutung der Sexualmedizin hin. Nun scheint eine Lösung erreicht: Das Institut soll erhalten bleiben, allerdings künftig an das Zentrum für Integrative Psychiatrie Kiel (ZIP) angeschlossen werden.

Wie genau aber diese „organisatorische Aufhängung“ aussehen soll, unter anderem, wie viele Stellen das Institut künftig haben wird und ob gestrichene Posten wieder besetzt werden, steht zurzeit noch nicht fest. Ebenfalls unklar ist, wie Bosinskis Team den Spagat zwischen Lehre und Forschung aufrecht erhalten soll. Im Gespräch ist eine Lehrreihe für werdende Humanmediziner, die mit einem Zertifikat abschließen soll. Studierende sind skeptisch, ob ein Zertifikat anerkannt würde und wann im engen Studienkorsett Zeit dafür bleibt.

Seit 1992 arbeitet Hartmut Bosinski an der Kieler Universität, seit 1997 leitet er die Sektion. Zuvor war er an der Berliner Humboldt-Universität tätig. Bosinski, der seit 2011 einer der zwei Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Sexualmedizin, Sexualtherapie und Sexualwissenschaft ist, holte für Männer mit pädophilen Neigungen das Projekt „Dunkelfeld“ nach Schleswig-Holstein.

„Niemand sucht sich seine sexuelle Präferenz aus, sie ist fester Bestandteil der Persönlichkeit“, so Bosinski. Doch bei einer Therapie könnten die Männer lernen, mit ihrer Neigung umzugehen, damit daraus keine Taten werden. EST