KOMMENTAR: PETRA SCHELLEN ÜBER GEDENKEN IN SANDBOSTEL
: Besser spät als nie

Wie andernorts wollte die Bevölkerung von einer Gedenkstätte lange nichts wissen

Eigentlich ist es müßig, schon wieder zu sagen: Endlich passiert etwas in der Gedenkstätte Sandbostel bei Bremervörde. Endlich gibt es Geld für professionelle Betreuung des einstigen NS-Kriegsgefangenen- und KZ-Auffanglagers, in dem ungefähr 50.000 Menschen ermordet wurden oder an Seuchen oder Hunger starben.

Aber Sandbostel ist von seiner Nachkriegsgeschichte her kein Einzelfall: Wie vielerorts in Deutschland, hat es bis in die 1990er Jahre gedauert, bis sich lokale Vereine und Unterstützer zusammenfanden, die konkrete Orte nationalsozialistischer Verbrechen kennzeichnen und zu Gedenkstätten machen wollten.

Und, wie andernorts auch, wollte die Bevölkerung von Sandbostel davon nichts wissen. Im Gegenteil: Seit Kriegsende war die Anlage für allerlei andere Dinge genutzt worden – sogar für die Lagerung von Militaria. Zudem hatte man einen Teil des seit 1992 denkmalgeschützten Areals herausgenommen und verkauft: Wo einst der Appellplatz des Lagers war, steht heute ein Einfamilienhaus.

Noch heute kann es Besuchern der Gedenkstätte passieren, dass sie misstrauisch beäugt werden. Da ist es dringend geboten, dass Institutionen wie Staat und Kirche Geld geben, um der dortigen Arbeit zu mehr Akzeptanz, besser: Würde zu verhelfen. Der Staat tut dies bereits: Seit 2004 gibt es – begrenzte – Landesmittel. Die sollen künftig auch von der Kirche fließen. Besser spät als nie.