Der Anlass-Musiker

Mit Rolf Zuckowskis Liedern ist es so ähnlich wie mit denen der Beatles. Man muss nur eine Zeile lesen und hat sofort die Melodie von „Wie schön, dass du geboren bist“ im Kopf. Beziehungsweise „She loves you“. In einem Interview nannte der Hamburger die Beatles denn auch mal seine „musikalische Muttermilch und großen Vorbilder“.

Mit seiner ersten Band „The Beathovens“ nahm Zuckowski ein Album auf und brachte es zu einem Auftritt im Star-Club – allerdings zwei Jahre, nachdem die Beatles dort ihr letztes Konzert spielten. Und hier endet aber dann auch seine musikalische Ursuppe: Die Band geriet während des Auftritts in Streit über die Länge eines Gitarrensolos und löste sich auf.

Heute wird Zuckowski 65 Jahre alt, ist seit über 40 Jahren verheiratet, hat drei Kinder, lebt in Hamburg in einer Villa mit Elbblick und ist mit mehr als 700 Liedern und über 15 Millionen verkauften Platten einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Musiker. Kaum jemand, der heute Mitte 30 ist, dürfte ohne ein Mitsing-Konzert Zuckowskis und seiner Gitarre durch die Grundschulzeit gekommen sein.

Zuckowski macht Anlass-Musik: Auf seiner Homepage ist das musikalische Werk nach Anlässen und Themen wie Morgenstimmung, Kinder mit Problemen, Abschied oder auch „Rolf über sich selbst“ sortiert. Allein: Hat man erst die Grundschule hinter sich, lässt sich schwerlich ein Anlass für ein Zuckowski-Lied finden.

Er gibt schon lange keine Kinderkonzerte mehr, hat gerade sein achtes Album für Erwachsene veröffentlicht und sagte jüngst, er wolle sich ans mitgewachsene Publikum richten. Aber auch die neuen Stücke klingen nach süßer Einschlafhilfe, die über Babys Bett baumelt. Sanfte Stimme, simple Texte, Gitarre. Seine Hörer von einst finden wohl nur für eine Weile zu ihm zurück, wenn sie selbst Eltern werden. Kindsein bleibt wohl der einzige Anlass für seine Musik – und Zuckowski der ewige Komponist der Kinder.  ILK