Unbekannter Fehler

Eigentlich ist es ein harmloser Satz, den der damals neue Landrat von Steinburg, Jens Kullik (parteilos), vor zweieinhalb Jahren gesagt hat. „Ich habe mir vorgenommen, möglichst keine Fehler zu machen – wenn mir dann welche unterlaufen, wird man es mir schon sagen, da bin ich sicher“, sagte er der Norddeutschen Rundschau. Heute klingt er anders. Denn seit Montagabend ist Kullik nicht mehr im Amt. Wegen eines Verhaltens, das die Abgeordneten im Kreistag als Fehler betrachten. Ob sie Kullick gesagt haben, worum es genau geht, ist unbekannt. Der Öffentlichkeit haben sie es jedenfalls nicht erklärt.

Ein Bündnis aus CDU, SPD, FDP, Grünen und der Wählerinitiative Steinburg hat die Abwahl vorangetrieben. Ihre Begründung: Eine konstruktive Zusammenarbeit mit Kullik sei nicht mehr möglich. Weitere Erklärungen geben die Kommunalpolitiker nicht. Sie schweigen eisern oder verweisen auf die Persönlichkeitsrechte und die Fürsorgepflichten des Kreises als Arbeitgeber von Kullik.

In der Lokalzeitung spricht Kullik von „inszenierten Alltäglichkeiten“ und „ehrabschneidenden Gerüchten“. Am Dienstag war er für die taz nicht zu erreichen.

Kullik ist doppelt promoviert, in Jura und Verwaltungswissenschaft, und kam aus Niedersachsen nach Steinburg: Er war in Visselhövede von 2001 bis 2006 Bürgermeister und arbeitete dann im Ministerium für ländliche Räume. Im Dezember 2009 wählte ihn der Steinburger Kreistag – und entschied sich damit gegen einen Kandidaten, der aus der Kreisverwaltung kam. In Visselhövede war Kullik noch als CDU-Mitglied, heute ist er parteilos. Rückendeckung bekommt er von einem einzelnen SPD-Abgeordnetenden – und von der Linksfraktion im Kreistag. Ihr Vorsitzender Ernst Molkenthien nennt Kullik einen „untadeligen Beamten“. Er kritisiert die Absetzung als zu teuer und die anderen Abgeordneten als zu empfindlich: „Mir ist der Preis für gekränkte Eitelkeit einiger Senioren zu hoch.“  DKU