Der Inselmusikant

Organist auf Helgoland? Ein Traumjob, sagt Gerhard Urbigkeit, und deshalb hat er sich schon vor 20 Jahren darum beworben. Damals wurde nichts draus, jetzt aber: Am 1. Juni wird der 58-Jährige aus der Haseldorfer Marsch Kirchenmusiker der Helgoländer St.-Nicolai-Gemeinde.

Das ist schon etwas Besonderes. Denn er muss nicht nur Gottesdienste begleiten, sondern auch die Kantorei dirigieren. Deren Personaldecke ist aber dünn und unstet. Denn auf Helgoland existiert nur eine Grundschule; danach ziehen die Kinder aufs Festland. Und kommen – falls überhaupt – Jahrzehnte später wieder. „Da ist in puncto Chor kein kontinuierliches Arbeiten möglich“, sagt Urbigkeit.

Aber das schreckt ihn nicht. „Ich habe die Insel immer geliebt und werde vielleicht einen Kinderchor gründen“, sagt er munter. Und die Menschen seien dort einfach netter als anderswo. „Die gehen mit Problemen anders um – schon, weil man nicht von der Insel weg kann.“ Konkret erfahren habe er das zwar noch nicht, räumt er ein. Aber er vermute stark, dass es so sei.

Urbigkeits Werdegang ist übrigens buntgescheckt: Ein Kirchenmusik- und Dirigierstudium in Hamburg hat er begonnen, aber nicht beendet, „denn wenn man zu einem Vorspiel eingeladen und angenommen wird, fragt keiner mehr nach irgendwelchen Urkunden.“

Und Autodidakt sei er durch und durch: schon mit zwölf habe er Orgelvertretungen geschoben; „Warum ich damals auf die Orgel kam, weiß ich nicht mehr genau. Ich glaube, ich fand es cool, ein so lautes Instrument zu spielen.“ Wobei das natürlich ein angenehmer „Lärm“ sei, den er nicht missen wolle. Deshalb sei sein Abstecher in den Journalismus auch nur kurz gewesen: Ein Anzeigenblatt auf Fehmarn hat er da geleitet und sich eher schriftlich mit Musik befasst.

Aber das war ihm nicht genug. Er will dirigieren und spielen. Wobei ihm das Dirigieren ein klein bisschen lieber ist. „Vor einem Orgelkonzert habe ich zwei Tage lang Lampenfieber“, sagt er. „Beim Dirigieren nie.“  PS