Hoher Besuch

NACHSPIEL Ein geschichtsrevisionistischer Verleger hat einen verurteilten Holocaustleugner zu Gast

In der Öffentlichkeit meidet Verleger Dietmar Munier einschlägige Kontakte. Am Samstag jedoch kam zu seiner Sonnenwendfeier in Martensrade internationale, rechtsextreme Prominenz: der Holocaustleugner Ernst Zündel.

In die schleswig-holsteinische Provinz war Zündel, der zur Zeit in Baden-Württemberg lebt, extra angereist. Für den Nachmittag hatte Munier, dessen Verlagsgruppe Lesen & Schenken das Landesamt für Verfassungsschutz (VS) als „bedeutendsten“ geschichtsrevisionistischen Verlag in Deutschland bezeichnet, zur Brauchtumsfeier geladen.

Gegen 15 Uhr zogen die etwa 50 „lieben Freunde“ vom Steinkreis auf dem weitläufigen Anwesen Muniers zum Feuerstoß. Fast am Ende der langen Kette: Zündel. Eine Aufnahme, die jetzt ausgewertet werden konnte, zeigt den 73-jährigen, mehrfach verurteilten Holocaust-Leugner.

Die Einladung legt nahe, dass dem Verleger der Gast bekannt war. Heißt es doch: „Gerne sind uns weitere Gäste willkommen, die Einladungen bitten wir aber mit uns abzusprechen“. In dem Besuch sieht VS-Chef Dieter Büddefeld einen „kleinen Baustein“, der die Beziehungen des Verlegers zum Rechtsextremismus nahelege.

Vor zwei Jahren erst kam Zündel in Mannheim aus dem Gefängnis. Im Jahr 2007 hatte ihn das Landgericht wegen Volksverhetzung zu fünf Jahren Haft verurteilt. Vor der Verurteilung musste er aus Kanada ausgeliefert werden. Ab 1976 hatte er von Kanada und den USA aus begonnen, Schriften zu veröffentlichen, die die Vernichtung der europäischen Juden bestreiten.ANDREA RÖPKE / ANDREAS SPEIT