Die Fußball-Freundin

Mit einem Hut in italienischen Landesfarben auf dem Kopf und einem italienischen Freund an der Seite ist Santina Curcuruto nach dem Finaleinzug ihrer Mannschaft durch Wolfsburg gelaufen. „Nach dem Spiel sind alle Italiener auf die Straße und ich habe Freunde getroffen, die ich seit Jahren nicht mehr gesehen habe“, sagt Curcuruto. „Und einige hatten so unglaublich riesige Fahnen mit, ich weiß nicht, wie sie die überhaupt genäht haben.“

Vor 42 Jahren kam sie mit ihren Eltern aus Sizilien nach Wolfsburg und irgendwie musste sie zwangsläufig Fußball-Freundin werden. „Weil mein Vater keinen Sohn bekam, hat er mich und meine Schwester mit Brot und Inter Mailand gefüttert“, sagt die 50-Jährige. Ihr Lieblingsverein ist zwar nicht mehr Inter, sondern der VfL Wolfsburg. Aber bei der Nationalmannschaft sei sie von Herzen Italienerin – 42 Jahre Deutschland hin oder her. „Das geht auch meinen zwei Kindern so, obwohl sie hier geboren sind“, sagt sie.

In Restaurant ihrer Familie in der Fußgängerzone haben Deutsche und Italiener gemeinsam das Halbfinale geschaut. „Das hat Spaß gemacht und war absolut friedlich“, sagt Curcuruto. Klar habe es die üblichen Sprüche gegeben – „Ihr seit doch leere Flaschen“ versus „Ihr könnt uns sowieso nicht schlagen“. Aber das gehöre zu einem solchen Spiel einfach dazu. „Und am Ende haben unsere deutschen Gäste zugegeben, dass wir verdient gewonnen haben.“

Nach dem Abpfiff kamen viele vom nahe gelegenen Public Viewing am Restaurant vorbei. „Vor der Tür war eine Menge los, aber die Leute waren nur ein bisschen traurig“, sagt Curcuruto. Ausfallend sei hier niemand geworden. Als Italien 2006 Weltmeister wurde, hatte das noch anders ausgesehen. „Damals war die Stimmung in der Stadt deutlich aggressiver und wir wurden oft beleidigt“, sagt Curcuruto. Das hatte sie jetzt eigentlich auch erwartet, aber es blieb friedlich. Naja, bis auf den Stein, der sie nach dem Spiel auf dem Weg durch die Stadt nur knapp verfehlte. Aber das seien wohl nur einzelne Chaoten gewesen. ILK