Die Institutsleiterin: Ruth Springer

Sie leitet das Landesinstitut für Schule – doch Opposition und Verbände sägen an ihrem Stuhl. Schon in der Barschel-Affäre zeigte die Norddeutsche Ruth Springer ihr Interesse an der Macht. Müde geworden gilt sie dennoch als Frohnatur

Ruth Springer gibt sich gern als Frohnatur: Jeden Morgen stehe sie „quietschvergnügt“ auf, der Spiegel zeige ihr eine Frau in einer Spitzenposition. 1997 kam die geborene Husumerin nach Soest und übernahm die Leitung des Landesinstituts für Schule und Weiterbildung. Der Bereich Weiterbildung wurde vor knapp zwei Jahren ausgelagert, Springers Institut ist nur noch für die NRW-Schulen zuständig.

An ihrem Stuhl sägen einige fröhlich weiter: Die FDP-Landtagsfraktion und der Verband für Bildung und Erziehung fordern die Abschaffung des Instituts und wollen seine Aufgaben an private Institute wie die Bertelsmann-Stiftung verteilen. Ruth Springer lässt das kalt: „Natürlich will uns die Opposition im Landtag einmal im Jahr abschaffen.“ Doch auch Kritiker, die das Institut erhalten möchten, haben ein Problem mit seiner Leiterin. Das Institut müsse sich „nicht wegducken“, sondern profilieren und mehr Unabhängigkeit von der Schulverwaltung einfordern – gerade nach der verheerenden Pisa-Studie.

Bildung ist ihr Herzensthema. Nach ihrem Realschulabschluss lernte Springer zunächst Industriekauffrau. Weil der Job nicht „prickelnd“ genug war, holte sie ihr Abitur an der Abendschule nach und studierte Mathematik und Physik. Als Realschullehrerin arbeitete sie „nur wenige Jahre“, dann wechselte sie von der Praxis in die Politik und zog 1983 für die SPD in den schleswig-holsteinischen Landtag ein. Im Kieler Parlament engagierte sie sich für Umwelt, Gleichstellung und vor allem für Bildung, weil „Bildungspolitik die wirksamste Gesellschaftspolitk ist“. Den Kampf um eines der größten Projekte sozialdemokratischer Bildungspolitik, die Gesamtschulen, allerdings „haben wir verloren“. Die SPD sei an der eigenen Debatte und am Druck der Gegner gescheitert, „die ein massives Interesse an Macht hatten“.

Interesse an der Macht zeigte die schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion in Kiel besonders zum Ende ihrer 14-jährigen Hinterbänkler-Karriere. Für den Machterhalt ihrer Partei wollte sie trotz Mitgliedschaft im Untersuchungsausschuss zur so genannten Schubladen-Affäre den Zeugen Reiner Pfeiffer manipulieren. Das ging aus illegalen Mitschnitten eines Telefonats mit Klaus Nilius hervor, einem engen Mitarbeiter des über die Schubladen-Affäre gestolperten SPD-Ministerpräsidenten Björn Engholm. Untersuchen sollte der Schubladen-Ausschuss, ob der Medienberater des Engholm-Vorgängers Uwe Barschel (CDU), Reiner Pfeiffer, von der SPD Schweigegeld erhalten hatte. Pfeiffer spielte wie der damalige SPD-Pressesprecher Klaus Nilius eine entscheidende, noch immer undurchsichtige Rolle in der Barschel-Affäre, die 1987 die Republik erschütterte. Der Vorsitzende des Schubladen-Ausschusses, Heinz-Werner Arens (SPD) klagte öffentlich über den Druck seiner Genossen, die Partei und den ehemaligen Ministerpräsidenten Engholm reinzuwaschen. Nach der Veröffentlichung der Mitschnitte verließ Ruth Springer den Ausschuss, in den Landtag zog sie nicht wieder ein.

Die 57-jährige Springer ist überzeugte, aber „müde gewordene“ Feministin, die penetrant das Wörtchen „man“ vermeidet. Sie habe sich immer geärgert, dass Männer trotz Dummheit beruflich erfolgreich sein konnten, während Frauen aufgrund ihres Geschlechts die Karriere verwehrt blieb. Den Kampf um die Gleichstellung von Frau und Mann müssten die Jüngeren übernehmen, „wir haben alle unsere Idee umgesetzt“. Als Institutsleiterin achte sie natürlich darauf, Frauen bevorzugt einzustellen, wenn diese die gleichen Qualifikationen wie Männer mitbrächten – das müsse sie schließlich, „das ist ein Gesetz“. Sonderlich qualifiziert können die Frauen, die sich bisher in Soest beworben haben, nicht gewesen sein: Von den fünf Abteilungen des Schulinstituts wird gerade mal eine von einer Frau geleitet. NADIA LEIHS