City-Wähler sollen CDU-Wahlsieg retten

Landeschef Rüttgers stellt Großstadt-Strategie der CDU vor. Forsa: CDU drohen Verluste bei NRW-Kommunalwahl

DÜSSELDORF taz ■ CDU-Landeschef Jürgen Rüttgers und sein wissenschaftlicher Berater Paul Nolte empfehlen der Union, stärker auf bürgerlich-grüne Wähler in den Großstädten zuzugehen. Die Christdemokraten hätten sich zu lange auf ihre traditionellen Hochburgen im ländlich-katholischen Raum konzentriert und die Grünen als politische Kraft in den Großstädten unterschätzt, sagte Nolte gestern in Düsseldorf. Der Bremer Historiker ist Mitglied des von Rüttgers geleiteten CDU-Arbeitskreises „Große Städte“, der bereits seit zwei Jahren besteht.

Die CDU habe übersehen, dass sich die Grünen in den Großstädten zur „dritten großen Partei“ entwickelt hätten, so Rüttgers. Um den Grünen in den Citys Konkurrenz zu machen, wird die Kommission dem Düsseldorfer CDU-Parteitag im Dezember wohl programmatische Korrekturen vorschlagen. Besonders bei den Themen Verbraucherschutz und gleichgeschlechtliche Partnerschaften soll die CDU liberalere Positionen vertreten. Philipp Mißfelder, Bundeschef der Jungen Union, ist skeptisch, ob die Kommissions-Ergebnisse der Partei kurzfristig weiterhelfen werden. „Die CDU in den Großstädten wieder stark zu machen, wird länger dauern als bis zur NRW-Landtagswahl 2005“, so Mißfelder. Die „großen Defizite und strukturellen Probleme“ der CDU in den Metropolen müsse die Partei dennoch schnell anpacken.

Bei der Kommunalwahl am 26. September dürfte die Neuausrichtung der CDU noch keine Auswirkungen haben – dabei könnte die Union neue Wähler gut gebrauchen. Nach einer neuen Forsa-Umfrage für Stern und RTL muss die Union in den Städten und Gemeinden mit deutlichen Verlusten rechnen. Sie käme mit 44 Prozent auf rund sechs Prozentpunkte weniger als vor fünf Jahren. Die SPD liegt in der Umfrage mit 33 Prozent knapp einen Punkt unter dem Ergebnis von 1999. Für die Grünen wollen elf Prozent der Befragten stimmen, für die FDP sechs Prozent. Laut Forsa ist allerdings noch jeder zweite Wähler unsicher, ob und wen er wählen wird. Die NRW-SPD feierte die Erhebung ihres demoskopischen Partners als Trendwende. „Der Wind dreht sich“, sagte SPD-Generalsekretär Michael Groschek. MARTIN TEIGELER