Mobile Resterampe

Die Konkursmasse des ehemaligen Handy-Hersteller BenQ wird seit gestern im Internet versteigert

800 Euro für ein 4-Kanal-Digital-Oszilloskop von Tektronix – überteuert oder ein Schnäppchen? Laien rätseln über den Startpreis. Das schnelle Gebot kurz nach der Auktionseröffnung am gestrigen Morgen lässt jedenfalls beide Möglichkeiten zu. Auch Lötstationen und Stromzangen weckten bereits am ersten Tag etliche Begierden – die Gebote lagen bereits nach wenigen Stunden mehr als das Dreifache über dem Eröffnungsgebot. Nur für das tragbare Testgerät Wavetek war bis gestern Nachmittag noch kein Angebot eingegangen.

Insgesamt 3.500 Teile, zusammengefasst in 2.488 „Verkaufspositionen“ aus der Konkursmasse des früheren BenQ-Mobilfunkwerks in Kamp-Lintfort werden in den kommenden zwei Wochen über das Internetauktionshaus Dechow angeboten. Insolvenzverwalter Martin Prager hatte dem Hamburger Unternehmen den Auftrag gegeben, kleinere Apparate wie Messgeräte und anderes Zubehör unter das Volk zu bringen. Mehrere hundert Einzelpersonen und Unternehmen haben sich danach bei Dechow bereits angemeldet. Einige dürften dabei zu spät kommen: Ein Teil der Konkursmasse ging bereits bei Ebay über den virtuellen Ladentisch.

Größere Teile wie Produktionsanlagen werden vom 12. bis 14. Juni auf dem ehemaligen Werksgelände von BenQ angeboten. Insgesamt 30.000 Einzelteile umfasst das Repertoire: Werkbänke, Werkzeuge, Drehmaschinen Verpackungsanlagen, PCs und Schreibtische. Die Preise im fünfstelligen Bereich seien durchaus möglich. Das Geld fließe in die Kassen des Insolventverwalters – letztlich sollen die Gläubiger davon bezahlt werden. Mehr als 4.350 Personen fordern etwa 1,2 Milliarden Euro von dem insolventen Unternehmen.

Die ehemals 3.300 Beschäftigten profitieren vom Auktionserlös jedenfalls nicht. Nach der Insolvenz der früheren Siemens-Handysparte im Januar waren rund 2.500 Ex-BenQler in diverse Beschäftigungsgesellschaften gewechselt. 1.000 von ihnen bekamen mittlerweile einen neuen Job. 300 wurden darüber hinaus direkt von Siemens übernommen. Etwa 100 ehemalige Mitarbeiter werden sich an der Internetauktion wohl nicht beteiligen. Sie sollen Prämien und Sonderleistungen zurückzahlen. Je nach Umfang werden 5.000 bis 200.000 Euro pro Person fällig. Insgesamt stehen 5,2 Millionen Euro im Raum. Die Versteigerung sollte mehr einbringen.

HOLGER PAULER