kurzkritik: „dampf“ im concordia
: Eine erstaunliche Stunde

Wie lang eine Minute ist, kapiert man entweder beim Warten auf die Straßenbahn. Oder bei „Dampf“, dem ersten in der neuen „Concordia“ produzierten Tanztheater. Man staunt: So viel ist schon passiert – obwohl der Countdown-Monitor erst bei O:58:54,221 steht.

„Dampf“ dauert eine Stunde. Um O:49: 31,749 setzt das Klavier ein, Maxi Milena Heinrich beginnt – unglaublich schön – zu singen: Sie ist die Theres aus Franz Xaver Kroetz‘ „Bauernsterben“, eine der von Regisseur Alexander Hauer angelegten Figuren. Jede hat ein Stückchen Bühne zur exklusiven Entfaltung, um dann wieder in die Gruppenchoreografien von Christine Stehno einzutauchen. Das hat Spannung, allerdings nicht immer: Zu unverknüpft bleiben die Identitäten, etlicheDuos reihen sich und leben bewegungsästhetisch von aggressiver Intervention – als ob „Kunst“ von „Kämpfen“ käme.

Sicher: „Dampf“ braucht Druck, doch die Truppe ist dann am besten, wenn sie mit Mut zur Langsamkeit agiert. Als Grundlage einer, neben den Nachwuchsgruppen des „Tanzwerks“ schon lang vermissten, festen „20+“-Compagnie. HB

„Dampf“: Heute und morgen, 20 Uhr