unverbremt
: Drewermann erzählt einen Witz

Nordwestradio setzt auf Eugen Drewermann. Massiv. Am Samstag war der Psychotherapeut und Autor, der bis zur Suspendierung Anfang der 90er in Paderborn als katholischer Priester und Dogmatik-Lehrer wirkte, erstmals im neuen Funkhaus zu Gast: „Redefreiheit für Eugen Drewermann“ heißt die Call-in-Sendung, die jeweils am letzten Sonnabend des Monats auf 88,3 MHz zu hören ist. Gestern dann wurde ein Talk für eine Folge von „Nordwest vor Ort“ aufgezeichnet – sonst ein Format mit vielen Gesprächsteilnehmern, „aber diesmal“, so der Moderator, „mit einem Gast, der für zehn reden kann“.

Das ist fast schon ein Anwurf, aber Drewermann reagiert auf so etwas nie. Er zuckt nicht einmal zusammen, als der Moderator ausruft: „Das ist Wahnsinn!“, weil Drewermann bekräftigt, nach wie vor und auch fürderhin ohne jede Telefonie auszukommen. So ist es für ihn auch kein Grund in den Plauderton zu verfallen, wenn eine angewitzte Kurzfassung der Bremer Stadtmusikanten erzählt wird: „Die Tiere“, sagt Drewermann, „gehen ihren Weg aus Todesangst.“

Drewermann ist es ernst. Alles. Und immer. Diese völlige Abweisung von Komik ist etwas, was irritiert und übel genommen wird in einer Ironie-lastigen Kommunikations-Gesellschaft: Deshalb wohl finden, fällt sein Name, auch immer diese fatalen mintgrünen Hirten-Pullis Erwähnung. Die er längst abgelegt hat. Kratzt das Drewermann? Kaum. Schließlich hält er so das eigene Pathos rein. „Ich leide darunter“, sagt Drewermann bezogen auf den Zustand der Welt. Und man nimmt es ihm ab.

Diese Haltung hat Drewermann so vervollkommnet, dass er sich vom Moderator sogar gefahrlos dazu verleiten lassen kann, einen Witz zu erzählen. Das sei, kündigt er an, ein wirklich guter. Und zwar wandeln in ihm Ratzinger, Hans Küng und er selbst über den See Genezareth. Während der Papst laut über das Wunder frohlocke, werfe Skeptiker Küng ein, es seien Steine, die das Trio trügen. „Daraufhin fragt Drewermann, also ich“, erzählt er weiter, „‚Wieso denn die Steine‘“. Und? Die Pointe? Sorry, aber: Das war sie bereits. bes

Sendetermin: 17. Februar