heute in bremen
: Baden mit Aalen

Das Horner Bad wird zu seinem 75. Geburtstag mit einer Chronik geehrt

taz: Herr Koppel, Sie sammeln Geschichten über das Horner Bad. Von wann sind die ersten?

Michael Koppel, Horn-Chronist: Es gibt recht viele Zeitzeugen aus der Nachkriegszeit, aus der Zeit davor nur wenige. Eine Frau hat mir aber geschrieben, dass sie 1941 ein prägendes Erlebnis im Bad hatte – sie war elf und hörte über den Volksempfänger des Bades, dass die Deutsche Armee nach Russland einmaschiert ist. Das muss sehr schlimm für sie gewesen sein. Sie schreibt, dass sich ihr die Brust zuschnürte und sie Angst hatte vor den weiteren Folgen.

Wie kann man sich das Bad zu dieser Zeit vorstellen?

Es war absolut natürlich, mit viel Schilf und Matsch. Die Kinder sind oft mit richtig braunen Schnurrbärten auf den Fotos von früher zu sehen. Außerdem wimmelte das Wasser vor gigantischen Aalen, die sich dort vermehrten. Beim Umbau des Bades 1958 haben die Bauarbeiter Eimer voller Fisch aus dem Becken mit nach Hause genommen.

Was hat Sie am meisten überrascht bei Ihren Recherchen?

Es gab um 1932 im Bad den so genannten „Zwickelerlass“. Danach durften Frauen nur einen ganz bestimmten Badeanzug tragen, der, so die Vorschrift, „Brust und Leib auf der Vorderseite des Oberkörpers vollständig bedeckte“. Wichtig war außerdem, dass der Zwickel zwischen den Beinen besonders verstärkt war, damit auch ja nichts zu sehen war. Naja, die Regierung von Papen hatte manche seltsamen Einfälle. Interview: Maja Hoock

Vorstellung der Chronik über Horn und sein Freibad: 18.30 Uhr im Ortsamt Horn-Lehe, Berckstraße 10. Infos: www.chronik-horn-lehe.de