Sendesaal landet im Sommerloch

Dass Radio Bremen nicht an Hübotter verkaufen will, ist falsch. Dafür tauchen Tücken im Detail auf

Radio Bremen widerspricht der gestrigen Darstellung des Weser Kurier, die Anstalt weise das Angebot des Bauunternehmers Klaus Hübotter zum Kauf des Sendesaals zurück. „Im Gegenteil: Radio Bremen begrüßt das Kaufangebot ausdrücklich“, heißt es in einer Stellungnahme. Allerdings seien noch – nicht näher benannte – „Klärungen auf juristischer Ebene“ notwendig.

Aus Sicht des Unternehmers handelt es sich dabei um unwesentliche Formalitäten. So werde moniert, dass statt seiner sein – ebenfalls alleinvertretungsberechtiger – Schwiegersohn das notariell hinterlegte Angebot unterschrieben hat und dass dieses noch keine Bankbürgschaften enthalte. Die, so Hübotter, würden üblicherweise mit Annahme des Angebots fällig.

Seinerseits hinfällig wäre dann wohl der formale Widerspruch gegen die Unterschutzstellung des Sendesaals, den Radio Bremen vorsorglich schon unmittelbar nach dessen erneuter Verfügung Ende Mai eingereicht hatte. Etwas später folgten die Investoren Klima + Heise, die das Gelände samt Saal zwar gekauft, bislang aber nicht bezahlt haben – bis Ende des Jahres steht ihnen bei Nicht-Abriss des Sendesaals ein Rücktrittsrecht zu. Mittlerweile ist die Widerspruchsfrist gegen den Denkmalschutz abgelaufen, ohne dass beim zuständigen Amt inhaltliche Einspruchs-Begründungen eingereicht worden wären, wie Landeskonservator Georg Skalecki bestätigt. Doch selbst „substantiierte“ Einlassungen hätten kaum Aussicht auf Erfolg: Seit Hübotter ein mit detaillierten Kostenrechnungen versehenes verbindliches Kaufangebot vorgelegt hat, gilt die „wirtschaftliche Zumutbarkeit“ des Denkmalschutzes als gegeben. Dessen sachliche Notwendigkeit stand ohnehin nie in Frage.

Als ökonomisch unzumutbar muss allerdings die Zinsbelastung gelten, die Radio Bremen wegen der nunmehr zweieinhalbjährigen Verkaufsverzögerung trägt. Weil der Sender die entsprechende Summe per Kredit zwischenfinanziert, fallen Tag für Tag 600 Euro an Zinsen an, wie kürzlich im Rundfunkrat bestätigt wurde.

Einen konkreten Klärungsbedarf hat übrigens auch Hübotter: den exakten Grenzverlauf zwischen dem bereits endgültig an Klima + Heise verkauften Teil des Radio Bremen-Areals und dem jetzt in Frage stehenden Gelände. Dessen Nachvermessung hat ergeben, dass eine kleine Ecke des Betriebsgebäudes unbeabsichtigt bereits Klima + Heise gehört. Ohne die dort untergebrachte Klima-Apparatur jedoch ist der Erhalt des Sendesaals – Hübotters vordringliches Anliegen – technisch nur schwer machbar. Henning Bleyl