„Das Sterben hält sich nicht an Dienstpläne“

Pastoren warnen vor Kürzungen in der Krankenhausseelsorge. Zunahme von Teilzeitstellen gefährdet Versorgung

Trotz massiv steigenden Bedarfs wird die Seelsorgearbeit in den Bremer Krankenhäusern zunehmend durch Kürzungen und Stellenteilungen belastet. „Uns geht durch Teilzeitstellen viel Potenzial verloren, weil wir nur noch sporadisch anwesend sein können“, sagte die Pastorin Uta Küpper-Lösken in der Mitarbeiterzeitung „BEK Forum“.

Der Bremer Krankenhausseelsorge wurden in den vergangenen Jahren wegen zurückgehender Kirchensteuereinnahmen ein Viertel der Finanzmittel gestrichen. Derzeit gibt es 12,5 Vollzeitstellen, von denen die meisten durch Klinikpartner refinanziert werden. Im Vergleich zu 1976 gebe es allerdings jährlich 35.000 Patienten mehr in bremischen Krankenhäusern, so Küpper-Lösken. „Die Fallzahlen steigen, die Verweildauer sinkt. Ich kann aber nicht schneller Besuche machen. Seelsorge funktioniert nicht im Akkord.“

Ihre Kollegin Friederike Jordt ergänzt, angesichts der Arbeitsverdichtung im Klinikalltag sei es wichtig, dass sich wenigstens die Seelsorgerinnen Zeit für intensive Zuwendung nehmen könnten. Patientenseelsorge sei zudem nicht von der Seelsorge an Mitarbeitenden zu trennen: „In der Chirurgie beispielsweise kommen Pflegende an die Grenzen ihrer Möglichkeiten.“ Auch die Klinikseelsorgerin Ute Meyer die in zwei Krankenhäusern tätig ist, beklagt die fehlende Zeit für entlastende Gespräche.

Was Burn-out sei, könne man im Klinikalltag praktisch feststellen. „Da fragt sich das Personal: Wie kann ich noch das Seelenleben der Patienten im Blick haben, wenn ich selbst kein offenes Ohr mehr finde?“ Auch sie selbst gerate unter großen Stress: „Stellen Sie sich vor, jemand liegt im Sterben und sie begleiten ihn und wissen genau: Morgen bin ich nicht da, weil ich woanders arbeite. Ich versuche dann, abends noch einmal hinzugehen, aber das Sterben hält sich nicht an Dienstpläne von Teilzeitstellen.“

Falls die Kirche weitere Mittel in diesem Arbeitsbereich kürzt, sind nach Einschätzung der Krankenhausseelsorgerinnen vor allem öffentliche Häuser betroffen, weil sie keine Zuschüsse geben. Doch gerade hoch belastete Patienten in öffentlichen Kliniken mit Krebsstationen, Lungenfachabteilungen oder einer Psychiatrie allein zu lassen, wäre aus Sicht von Uta Küpper-Lösken „schlicht ein Skandal“.

Für Pastor Peter Brockmann, den Leiter des Arbeitsbereiches Seelsorge in Institutionen, ist die Bremische Evangelische Kirche gefordert. Sie müsse sich darüber klar werden, was ihr die Krankenhausseelsorge wert sei. „Und wir müssen weg kommen von den gestückelten Stellen.“EPD