unverbremt: gastromusik
: Lob der Widersetzung

Dieser Text müsste eigentlich heißen: Nicht alles, was technisch machbar ist, geht. Aber das wäre technisch nicht machbar gewesen, weil zu lang, sowohl für den der Überschrift zugedachten Platz, als insbesondere auch für einen Text, der das knappe Maß von 48 Zeilen nicht überschreiten darf. Ging also nicht.

Dennoch ist wichtig darauf hinzuweisen, dass sein eigentliches Anliegen die Feier einer Widersetzung ist, sprich einer unerwarteten Widerstandshandlung gegen das Diktat des ohne-weiteres-Möglichen, und zwar an einem Ort, der durch eine lange Tradition unterwürfigen Bedienens und säkularen Wunscherfüllens geprägt ist. Also ein Café. Welches? Wird nicht verraten: Das wäre fies gepetzt.

Nur so viel: Die Szene ist um 9 Uhr. Das Lokal hat soeben geöffnet. Anlass des Besuchs: ein Gespräch. Die Musik: Ethno-Pop. Laut. Sehr laut. „Könnten Sie vielleicht ein bisschen leiser…?“ Die Kellnerin zieht die Brauen hoch: „Nein“, sagt sie, „das geht nicht“.

Das war sicher weder nett noch höflich oder gar beflissen. Und gerade deshalb ein erfreuliches Signal.

Denn vor allem da, wo die materiell-technischen Hürden, das Geforderte zu gewähren, verschwindend klein scheinen, wird die Weigerung, sich zu fügen, als Akt des freien Willens erkennbar. Als Manifestation der Würde einer geknechteten Kreatur. Die gilt es zu verteidigen. Auf Biegen und Hörschaden. Auch wenn das Lokal leer ist. Und bleibt. BES