Klabautermann will Markthalle

Die Vegesacker Markthalle war im September am Ende, Hans-Josef Büter will sie retten. Doch dafür muss der Stuckateur und Fischhändler das hochmögende Management der AVW überzeugen

VON KLAUS WOLSCHNER

„Ich bin nicht so ein Kerl, der da sitzt und auf Hartz IV wartet“, sagt Hans-Josef Büter, genannt „Jupp“, gelernter Maurer und Stuckateur. Er war 60, als seine Firma vergangenes Jahr Pleite machte. „Wenn sonst nichts mehr geht – Fisch braten kannst du immer noch“, sei immer sein Spruch gewesen, erzählt er. Seit einem halben Jahr hat er den Fisch-Stand in der Markthalle in Vegesack. Er ist der „Kopf“ des Neubeginns der Markthalle, die in diesem Herbst am Ende schien.

Die Albrecht-Vermögensverwaltung (AVW) hat Büter acht verwaiste Stände, das ist mehr als die halbe Markthalle, auf ein halbes Jahr anvertraut – die ganze Hoffnung, dass eine Wiederbelebung gelingt, liegt auf ihm. In dieser Woche will der Stuckateur und Fischhändler Büter den hohen Herren von der AVW erklären, warum es so, wie sie es sich gedacht haben, überhaupt nicht klappen konnte und kann. Das Scheitern der Markthalle in Vegesack hat für Büter schlichte Gründe: Erstens habe keiner bei der AVW Ahnung gehabt, wie man so etwas macht. „Gegen jede Vernunft“ sei das, was die AVW gemacht hat. „Kalte Betonfußböden etwa, furchtbar“. Zweitens gab es kein Konzept. Drittens hat sich niemand darum gekümmert. Dabei glaubt Büter an die Halle – und daran, dass Vegesack so etwas verdient hat.

Die Gründung geschah vor einem Jahr „gegen den Widerstand der ganzen Bevölkerung, wie ich inzwischen weiß“, sagt Büter. Er kam später, aus Hude. Seitdem er da ist, redet er mit den Leuten, auch mit den Gegnern. Und die reden inzwischen mit ihm. Seit dem Neustart am 6. Dezember kommen deutlich mehr Kunden in die Halle. Es gibt erstmals eine Kraft für Marketing, Lutz Hößelbarth. An der Akzeptanz muss man eben hart arbeiten.

Warum die Halle dennoch so nicht laufen kann? Büter macht eine schlichte Rechnung auf: Die Halle ist aufgeteilt in kleine Stände. Für jeden Stand muss man ein bis Angestellte bezahlen. Auch in den Stunden, in denen kaum Kunden kommen. Ein kleiner Stand trägt aber die Personalkosten nicht. Und warum muss man in der Markthalle Ost und Gemüse anbieten, wenn die Vegesacker ihren Grünmarkt draußen lieben? „Der Gemüsemann hat doch in den letzten Wochen nur drei Porree-Stangen bewacht“, scherzt Büter bitter. Der Gemüse-Verkauf in der Markthalle habe nur Feinde geschaffen. Und schließlich die Glasfront, die die Markthalle hermetisch gegen die Menschen, die davor über den Markt strömen, abschirmt. Warum kann man die nicht bei Bedarf öffnen? Was soll ein Eiscafé hinter der Glasscheibe, das sonntags auch bei Sonnenschein geschlossen hat, weil die ganze Markthalle dicht ist?

Büter hat eine einfache Methode: Er überlegt, was er als Kunde wollen würde. Diese Woche will er das den AVW-Leuten erklären. Im Klartext: Schluss mit dem Unsinn der kleinen Verkaufsstände. Wein, Käse und Oliven könne doch eine Tresenkraft verkaufen. Wenn mittags viel Betrieb ist, will Büter stundenweise Aushilfen anheuern.

Die langweiligen quadratischen Verkaufszellen müssten weg aus dem Zentrum der Markthalle, da müsse ein besonderes gastronomisches Angebot die Besucher locken. Etwa ein „Schiff“. Jedenfalls etwas Außergewöhnliches. Büter ist ein Meister des Marketings. „Klabautermann“ heißt sein Fisch-Stand, da gibt es etwas, was es in ganz Deutschland sonst nicht gibt: Kibbelinge und Leckerbeckchen – eine holländische Spezialität. Weil der „Klabautermann“-Fisch gut ankommt in der Markthalle, hat Büter einen Winzer gefunden, der ihm „Klabautermann“-Wein abfüllt.

Klabautermann ist der gute Schiffsgeist. Büter bietet sich der AVW als der gute Geist der Markthalle an. Aber dafür müsste die AVW investieren: „Defizite kann ich mir nicht erlauben“, sagt der kleine Fischhändler – „ich habe kein Geld.“