UNVERBREMT VON HENNING BLEYL
: Räuber und Gendarm

Ist sexistisches Gegröle ein Grund zum Eingreifen? Für die Polizei am Osterdeich, kurz vor dem Spiel von Werder II gegen Eintracht Braunschweig, offenbar nicht. Ein Trüppchen um die 20-Jähriger, sogar mit weiblicher Begleitung, verbalrandaliert sich in Richtung Stadion, „Belästigung der Öffentlichkeit“ ist gar nichts dagegen. Nun kann man nicht sagen, die Polizei hätte nichts mitbekommen. Im Gegenteil: Mit drei Mannschaftswagen und einer veritablen Kohorte, schwitzend in ihren dicken Schutzausrüstungen, folgt sie dem Grüppchen auf Schritt und Tritt – was den Vorgang wahrscheinlich erst recht unterhaltsam macht.

Was für ein Gefühl muss diese gesteigerte Form von Aufmerksamkeit vermitteln, vor allem wegen ihrer Folgenlosigkeit.

Warum soviel Zurückhaltung? „Das entscheidet der Einsatzleiter“, erklärt einer der Beamten. Der Chef also scheint sich am „Fotzen“-Gebrüll nicht allzu sehr zu stören, und „wir sind rechtsradikal“ sagen die Jungs ja vorsichtshalber auch einigermaßen leise. Deeskalation ist eine feine Sache. Aber lernt man nicht in jeder Elternsprechstunde, wie wichtig das Grenzensetzen ist?