„Menschen 2. Klasse“

Demo zur Innenministerkonferenz in Fischtown

taz: Herr Hertrampf, was ist das Anliegen der Kundgebung?

Jochen Hertrampf, Arbeitskreis Migration und Flüchtlinge Bremerhaven: Wir fordern das Bleiberecht für alle. Flüchtlinge sind hier nur geduldet, wenige kriegen überhaupt das Aufenthaltsrecht auf Probe. Bis Jahresende müssen sie nachweisen, dass sie sich und ihre Familie ohne Hilfe finanzieren können. Sonst droht die Abschiebung.

Geht es Ihnen auch um die Rechte minderjähriger Flüchtlinge?

Ja, besonders. Die UNO-Kinderrechte sind hier nur unter Vorbehalt anerkannt. Es ist nach wie vor Fakt, dass schon 16-Jährige in Asylverfahren geschickt werden.

Wie sieht der Alltag minderjähriger Flüchtlinge aus – abgesehen davon?

Die rechtliche Situation macht sie zu Menschen zweiter Klasse – egal wie sehr sie sich um Integration bemühen. Die Residenzpflicht etwa verkompliziert das Leben gerade in Stadtstaaten wie Bremen. Klassenfahrten zum Beispiel: Selbst wenn es nur von Bremen nach Bremerhaven geht, wird es schwierig. Auf der Fahrt überschreitet man die Landesgrenze, bei Kontrollen kann das zum Problem werden.

Bremens Innensenator will bei der Innenministerkonferenz das Bleiberecht für Flüchtlinge verlängern...

Damit sie Arbeit finden können. Das wäre nur ein kurzes Luftholen: Für qualifizierte Arbeit braucht man Sprachkenntnisse. Aber wer Deutsch lernt, hat keine Zeit zu arbeiten. Wer versucht, sich mit Niedriglohnarbeit halbwegs zu ernähren, hat keine Zeit für Deutschkurse. Das ist eine echte Zwickmühle. INTERVIEW: TERESA HAVLICEK

16 Uhr, Bürgermeister-Smidt-Straße 45, Bremerhaven