Denkmal auf der Kippe

HEINE Der Landesbeirat lehnt die Aufstellung einer Heine-Statue vor der Bürgerschaft ab

„Wenn wir Anderen längst von der Sense der Zeit niedergemäht und wie Spreu des Feldes verweht seyn werden, wird jenes Standbild noch unversehrt dastehen ...“ Was Heinrich Heine so ewigkeitsgewiss über eine Napoleon-Statue schrieb, gilt in Bezug auf sein eigenes Bremer Denkmal vorerst nur eingeschränkt – vor allem muss es erst einmal aufgestellt werden. Vor einem Jahr stellten private Sponsoren 40.000 Euro für Guss und Installation zur Verfügung, seither wird über einen Heine-Standort verhandelt.

Die ursprüngliche Initiative sah vor, die 3,30 Meter hohe Bronzestatue aus der Werkstatt von Walter Grzimek in den Wallanlagen, schräg gegenüber der Bibliothek, aufzustellen – dagegen gab es Bedenken bei Stadtgrün. Die Stifter ließen sich daraufhin überzeugen, das Standbild vor der Bürgerschaft zu platzieren, wo es den Eingang zum Skulpturengarten markieren könnte. Gestern wurde bekannt, dass dies der „Landesbeirat für Kunst im öffentlichen Raum“ ablehnt. „Die Figur würde sich nicht harmonisch ins Weltkulturerbe-Ensemble von Roland und Rathaus einfügen“, sagt das grüne Landesbeirats-Mitglied Karin Krusche. Horst Isola (SPD) hält den Platz ebenfalls für „nicht angebracht“, auch CDU- und FDP-Vertreter votierten unter anderem wegen einer „naturnahen Einbettung“ für die Wallanlagen.

Stifter Klaus Hübotter ist von diesem Hin und Her mehr als genervt: „Ich überlege ernsthaft, meine Spendenzusage zurückzuziehen.“ Hübotter: „Man prügelt den Sack und meint den Esel.“ Soll heißen: Der Heine sei nicht wirklich gewollt, die Standortfrage ein Stellvertreter-Streit. Die Vertreter des Landesbeirats hingegen betonen, dass eine öffentliche Standort-Debatte versäumt worden sei.

Arie Hartog, Direktor des Marcks-Hauses, will die Ablehnung durch den Landesbeirat „sportlich“ nehmen, fürchtet aber ein mögliches Scheitern des Denkmals: „Damit würde Bremen eine Chance verpassen.“

Unbestritten ist, dass Grzimek seit 20 Jahren ein Anrecht auf ein Werk im öffentlichen Raum hat: 1987 gewann er den Bremer Bildhauerpreis, mit dem eine Präsentationsverpflichtung verbunden ist. Henning Bleyl