STADTWERDER: Den Graben überbrücken

Eine Brücke könnte das Baugebiet um die "Kommode" mit der Neustadt verbinden - und Bewegung in den Streit um die Ufergestaltung bringen. Doch wer zahlt?

Von der Schwankhalle zur "umgedrehten Kommode" - bisher geht das nur schwimmend Bild: ARMIN SIMON

Zwei rote Stahlbögen, an ihrem Scheitelpunkt aneinander gelehnt, die Füße im Uferschlamm vergraben, daran aufgehängt ein dünner Steg - über eine solche Verbindung zwischen Stadtwerder und Buntentor diskutierte am Donnerstagabend der Beirat Neustadt. Erstellt hat die Machbarkeitsstudie für die Fußgänger- und Radfahrerbrücke über die Kleine Weser Professor Carsten-Wilm Müller vom Labor für Verkehrswege und Städtebau der Hochschule Bremen. Platziert auf Höhe der Schwankhalle könne sie das Neubaugebiet um die "umgedrehte Kommode" fußläufig mit der "alten" Neustadt verbinden, wirbt er.

Der Stadtteilbeirat, der die Studie in Auftrag gegeben hat, verspricht sich von der Brücke nicht nur eine Belebung der Geschäftswelt und Kultureinrichtungen am Buntentorsteinweg. "Auch die soziale Durchmischung wäre besser gewährleistet", sagt Sprecherin Susanne Martens.

Unter Verkehrsgesichtspunkten wäre der Steg über das Wasser eine deutliche Verbesserung. "Wohnen mitten in der Stadt geht normalerweise gut mit wenig Auto", argumentiert Müller. Bisher seien die Bedingungen dafür auf dem Stadtwerder aber ziemlich schlecht. Die nächste Straßenbahnhaltestelle ist 750 Meter entfernt, Geschäfte und ähnliches zur Nahversorgung fast nicht vorhanden. Die Brücke böte Abhilfe: Die Haltestelle an der Schwankhalle ist nur halb so weit entfernt, Einkaufsmöglichkeiten und Kultureinrichtungen sind am Buntentorsteinweg vorhanden. Weniger Autoverkehr würde zudem die Werderstraße und deren Einmündung auf die Kaisenbrücke entlasten. Studien rechnen aufgrund des Neubauviertels dort mit bis zu 2.000 zusätzlichen Autofahrten täglich.

Für heftigen Streit hatte zuletzt die Gestaltung des Uferbereichs des Stadtwerders gesorgt. Die geplanten "Sichtschneisen" in dem Wäldchen samt Anlage einer großen Uferterrasse hatten einen Sturm von AnwohnerInnen-Protesten ausgelöst. Ergebnis war ein dreijähriges Moratorium. Die Brücke tastet das nicht an: Ein schmaler Weg, sagt Müller, würde als Anbindung ausreichen, größere Eingriffe in den Wald seien nicht nötig. Und da eine solche Verbindung, im Gegensatz zu Sichtschneisen, "Vorteile für beide Seiten" biete, könne sie sogar "verhärtete Fronten" aufweichen und zur "Versöhnung" beitragen.

Die Bürgerinitiative Kleiner Stadtwerderwald äußerte sich verhalten. Entscheidend sei, dass der "Gesamteindruck des Waldes" erhalten bleibe, sagte Sprecher Michael Riechers. Gegen zwei Wege aus dem Neubaugebiet zum Ufer habe man nichts. "Einer davon könnte auch zu der Brücke führen."

Das Bauressort teilte mit, es würde eine Brücke "begrüßen". Die Kosten von einer bis zweieinhalb Millionen Euro könne man aber nicht tragen.

Falls die Brücke mehrheitlich auf Zustimmung stößt, will der Beirat mit Gewerbetreibenden, HändlerInnen und Vereinen über Zuschüsse verhandeln. Auch mit den Investoren des Baugebietes soll es Gespräche geben. Ohne die Brücke, argumentiert Martens, bleibe dieses sonst schließlich "eine abgelegene, abgeschlagene Ecke".

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