„Ohne Stigma leben“

JUBILÄUM Die Bremische Straffälligenbetreuung hilft seit 25 Jahren Schuldnern mit einem Fonds

■ 62, ist Schuldner- und Insolvenzberaterin beim Verein Bremische Straffälligenbetreuung.

taz: Frau Harsleben, was ist der Schuldenregulierungsfonds?

Bettina Harsleben: Mit ihm wird Straffälligen eine Schuldensanierung auf einen Schlag ermöglicht – und das außergerichtlich.

Wie funktioniert das?

Zunächst müssen die Gesamtschulden – mit dem Einverständnis der Gläubiger – auf ein Maß reduziert werden, dass die Schuldner sie innerhalb einer absehbaren Zeit abbezahlen können. Meist werden mit den Gläubigern einmalige Zahlungen vereinbart. Wenn das geregelt ist, nehmen die Straffälligen einen Kredit auf. Der wird an uns ausgezahlt und wir wiederum bezahlen damit die Gläubiger.

Und die Straffälligen kriegen ohne Probleme einen Kredit?

Nein, wir bürgen mithilfe des Fonds für sie – ohne das würden die meisten unserer Klienten keinen Kredit bekommen, zumal sie häufig nur sehr geringe Raten abzahlen können. Durch dieses Verfahren aber sind sie ganz normale Kreditnehmer ohne Stigma: Sie haben nur noch einen Gläubiger und können ohne Pfändungen oder Schufa-Einträge leben. Vielen gibt das einen richtigen Schub: Sie sind zum Teil ganz unten angelangt, müssen lernen, wieder Halt in einer Lebensstruktur zu finden. Diese Art der Entschuldung ist dabei für viele ideal.

Wie vielen Menschen konnten Sie in den vergangenen 25 Jahren mit dem Fonds helfen?

Knapp 160. Ein Drittel von ihnen wurde von der Bewährungshilfe an uns vermittelt. Das zeigt, dass unser Ansatz funktioniert: Neben der Insolvenz- und Schuldenberatung arbeiten wir auch sozialpädagogisch mit unseren Klienten. Denn die sind ein besonderer Personenkreis, der besondere Hilfe braucht. INT: THA

Festakt: ab 10 Uhr, Justizzentrum, Am Wall 198