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GLAUBEN Die evangelische Landeskirche verliert Mitglieder und will auf Immobilien verzichten

Seit 2001 hat die evangelische Landeskirche schon 35.000 Mitglieder verloren

Angesichts sinkender Mitgliederzahlen und nachlassender Finanzkraft muss die Bremische Evangelische Kirche nach Auffassung ihres leitenden Theologen Renke Brahms ihre Kräfte konzentrieren. Dies und eine strategisch zielgerichtete Arbeit „wird uns in den nächsten Jahren massiv beschäftigen“, kündigte Brahms an. Schätzungen zufolge geht die Mitgliederzahl der bremischen Landeskirche von heute rund 225.000 auf etwa 147.000 im Jahr 2040 zurück.

Seit 2001 hat die bremische Kirche überwiegend aus demografischen Gründen rund 35.000 Mitglieder verloren. Die Finanzkraft soll in den nächsten Jahrzehnten um etwa ein Drittel sinken. „Wir werden nicht mehr überall in Gebäude investieren und sie damit halten können“, sagte Brahms. In einer Stadtkirche wie Bremen seien die Entfernungen zwischen den Kirchtürmen manchmal auch so gering, dass Gemeindehäuser und Kirchen nicht überall erhalten werden müssten, um erreichbar zu sein.

Ob sich eine kleiner werdende Kirche künftig noch Gehör verschaffen könne, hänge von ihrer Glaubwürdigkeit ab, betonte Brahms. Dabei komme es in erster Linie darauf an, sich ganz auf Gott auszurichten. „Das hat nichts mit einer privaten Innerlichkeit zu tun“, erläuterte der Schriftführer der Bremischen Evangelischen Kirche, der auch Friedensbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland ist. „Dem Hungrigen das Brot brechen, die Nackten bekleiden, die Elenden aufnehmen – das sind Formen der Frömmigkeit, ohne die alles Beten und jeder Gottesdienst Geplärr sind.“

Wer eine an den biblischen Texten orientierte Spiritualität lebe, gerate ganz selbstverständlich in eine soziale und politische Spiritualität. „Es gehört zur Mission und zum Auftrag der Kirche, sich in die gesellschaftlichen und politischen Debatten einzumischen.“ epd