KOMMENTAR: BENNO SCHIRRMEISTER ÜBER TEAM-INTENDANZ
: Vorzüge des Kollektivs

Fast zu gut ist die Bilanz des Theaterleitungs-Kollektivs: Es hat den Finanzrahmen eingehalten, künstlerische Akzente in allen vier Sparten gesetzt – und vor allem haben die städtischen Bühnen den Weg zurück ins städtische Leben gefunden. Sie sind wieder relevant geworden, weil sie teilnehmen an der gesellschaftlichen Diskussion, Themen aufgreifen und setzen – seit sie nicht mehr von einem Intendanten beherrscht werden, der einer veralteten Idee vom Theater als einem Tummelplatz der Haute Volée nachhing.

Die verfolgt er nun als ‚Opernregisseur‘ im neo-feudalen Putin-Staat – na, soll er doch! In Bremen aber hat das Dramaturgie-Kollegialorgan vom Design über innnerstädtische Sozial- und weltpolitische Soli-Aktionen bis hin zu Stückauswahl und Inszenierungen, überall, eine radikale Abkehr vom Pomp- und Gentrifizierungs-Kurs des Hans-Joachim Frey vollzogen. Erfolgreich.

Jetzt geht das bundesweit einzigartige Team-Modell in die Schlusssaison. Das ist zu bedauern. Eine fünfköpfige Theaterleitung ist nicht nur ökonomisch günstiger und demokratischer als ein Intendant. Sie hat auch einen Ästhetik-Vorteil: Während ein Ober-Chef innere Konflikte um Gleichberechtigung meist durch eine Hierarchie der Sparten beendet, trägt ein Kollektiv sie aus. Klar ist das ermüdend fürs Team. Aber es erhöht die künstlerische Dynamik.