Museum mit möglichen Altlasten

Bremerhaven Bauherr und Umweltbehörde dementieren eine Schadstoffbelastung der Baustelle des Auswandererhauses. Dessen Anbau belastet wohl aber auch so den Landesetat mehr als geplant

Das Umweltschutzamt in Bremerhaven hat Berichten von Radio Bremen und der Nordwest-Zeitung widersprochen, wonach auf der Baustelle des Erweiterungsbaus des Deutschen Auswandererhauses (DAH) verschiedene Schadstoffe gefunden wurden seien. Auch der Bauherr – die Bremerhavener Entwicklungsgesellschaft Alter/Neuer Hafen (BEAN) – dementierte gestern auf taz-Nachfrage die Meldungen. Er sprach von einem „Sturm im Wasserglas“. Allerdings laufen derzeit Untersuchungen von Bodenproben, deren Ergebnis noch ausstehe, so BEAN und Behörde übereinstimmend. Das DAH selbst konnte gestern zu den Vorgängen „gar nichts sagen“.

Die Rede ist von der krebserregenden Chlorverbindung PCB, aber auch von Ölrückständen. Zumindest letzteres wäre sehr nahe liegend: Auf dem Gelände befand sich früher ein Tanklager. „Da könnte man Spuren von Öl finden“, sagte ein BEAN-Sprecher. „Es kann sein, dass da Schadstoffe drin sind.“ Bislang habe man aber „noch nichts gefunden“, von einer Kontamination mit PCB sei „derzeit nichts bekannt“, so BEAN. Das es noch auftaucht, sei jedoch nicht unbedingt zu erwarten, heißt es aus dem Umweltschutzamt. „Es liegen keine Werte vor, die so etwas nahe legen“, so ein für Bodenschutz zuständiger Mitarbeiter.

Größere Mehrkosten durch mögliche Sanierungen erwartet die BEAN nicht. Der Erweiterungsbau, dessen Kosten auf rund 4,5 Millionen Euro veranschlagt werden, belastet aber auch so den Landeshaushalt „anders als geplant auf unbestimmte Zeit dauerhaft“. So steht es in dem kürzlich veröffentlichten Bericht des Landesrechnungshofes. „Unzutreffenden Annahmen“ und „unberücksichtigte Ausgaben“ hätten ein „unrealistisches Bild“ von der Rentabilität des Anbaus gezeichnet.

Offiziell begründet wird die Erweiterung des erst 2005 fertig gestellten Museums um 945 Quadratmeter mit dem Besucherrückgang. 2006 kamen 238.000 Menschen, im vergangenen Jahr 205.000 – und ohne Anbau wären es 2015 nur noch 170.000, sagt das Wirtschaftsressort. So aber würden sich die Besucherzahlen ab dem kommenden Jahr auf jährlich 210.000 stabilisieren, glaubt die Prognose der Planer. Das wiederum hält der Rechnungshof angesichts der bisherigen Entwicklung für unrealistisch. Er geht davon aus, dass alle fünf Jahre knapp 300.000 Euro für „grundlegende Attraktivitätssteigerungen“ investiert werden müssen. Dabei sei nicht zu erwarten, dass diese Mittel, so wie beim Anbau, überwiegend aus nicht-bremischen Töpfen kämen. Das Ressort sieht das anders. Auch bei der Frage, wie viel Touristen das neue DAH wie lange nach Bremerhaven locken wird, ist der Rechnungshof weniger optimistisch.

Schon am rund 18 Millionen Euro teuren Bau des DAH übte der Rechnungshof Kritik. Dabei ging es um freihändig vergebener Aufträge, die hätten ausgeschrieben werden müssen, um mangelhafte Korruptionsprävention, fehlende Kontrolle. Am Ende kam es zu Mehrkosten von 700.000 Euro, die die Stadt Bremerhaven tragen musste. mnz