„Schmerz akut behandeln“

MEDIZIN Die Klinik für Schmerzmedizin am Rotes Kreuz Krankenhaus feiert ihr 30-jähriges Jubiläum

■ 53, Chefarzt der Klinik für Schmerzmedizin am Rotes Kreuz Krankenhaus.

taz: Herr Dr. Ulma, was hat die Schmerzmedizin in den letzten 30 Jahren gelernt?

Dr. med. Joachim Ulma: Heute wissen wir, dass Schmerz eine fundamentale Rolle bei der Genesung spielt. Der Schmerz muss sehr schnell, konsequent und intensiv behandelt werden. Dank exzellenter Forschung wissen wir, wo der Schmerz entsteht und wo er hingeht. Es wird übrigens kein Schmerz weitergeleitet. Ein Impuls gelangt ins Gehirn und erreicht erst dort die Qualität von Schmerz.

Hat die Forschung zu neuen Behandlungsmöglichkeiten geführt?

Wir können neue Medikamente bei bestimmten Nervenschmerzen einsetzen. Früher hat man Morphin genommen und wusste gar nicht, wie es wirkt, sondern nur, dass es wirkt. Heute haben wir dieses Wissen und die Industrie verbessert die Medikamente immer weiter.

Sie können Schmerz sichtbar machen. Wie hilft das bei der Therapie?

Das ist der Wissenstransfer aus der Forschung in die Praxis. Wir können sehen, wo welcher Schmerzreiz verarbeitet wird und welche Gehirnstrukturen beteiligt sind. Es ist nur schwer an das Gehirn ranzukommen und deshalb arbeiten wir mit Psychologen zusammen, die uns mit ihren Methoden wichtige Erkenntnisse liefern.

Gibt es neue Heilungschancen?

Der chronische Schmerz ist eine chronische Erkrankung. Eine Heilung ist sehr schwer zu erreichen, aber deutliche Schmerzreduzierung gelingt oft. Wichtig ist dann, damit leben zu lernen.

Interview: Martin Stade

Weiterbildung für Ärzte, Psychologen und Therapeuten, Swisshotel, Hillmannplatz, Freitag ab 16 Uhr, Samstag ab 8.30 Uhr